Brummi-Lenker: "Ich stoppte die Geisterfahrerin"

Brummi-Fahrer Franz K. (41) kollidiert mit dem Mercedes der Geisterfahrerin Patrizia K. (46), die sich laut Staatsanwalt auf der Autobahn das Leben nehmen will.
von  Torsten Huber
Die Geisterfahrerin vom November 2012 bestreitet die Absicht, dass sie andere Autofahrer mit in den Tod reißen wollte.
Die Geisterfahrerin vom November 2012 bestreitet die Absicht, dass sie andere Autofahrer mit in den Tod reißen wollte. © Gaulke / az

München - Kräftige Arme, breite Schultern – Brummi-Fahrer Franz K. (41) beeindruckt so leicht nichts: „Ich wollte auf der A 94 nach Passau und weiter nach Linz. Ich fuhr rechts. So mit Tempo 83.“ Auf der Gegenfahrbahn warnen ihn die Autofahrer per Lichthupe. Er habe erst gedacht, die Polizei stehe wieder mal am Ende der Autobahn bei Pastetten und blitze. „Dann hörte ich über Funk, dass ein Geisterfahrer unterwegs ist. Plötzlich sah ich schon die beiden Lichter. Sie kamen direkt auf mich zu,“ erinnert sich Franz K.

Er tritt sofort auf die Bremse seines 32-Tonners. Ausweichen kann er nicht mehr: „Ich war voll beladen mit Spundwänden. Vielleicht hätte ich ausweichen können. Ich weiß es nicht. Hinterher ist man immer schlauer.“ Der silbergraue Mercedes mit der Geisterfahrerin Patrizia K. (46), die sich laut Anklage am Morgen des 21. November 2012 auf der Autobahn das Leben nehmen will und jetzt wegen Mordversuchs in fünf Fällen vor dem Münchner Landgericht steht (AZ berichtete), kracht Sekunden später frontal auf den Laster.

„Ich habe die Geisterfahrerin quasi gestoppt“, sagt der zweifache Familienvater, der beim Aufprall noch 43 km/h schnell ist. Laut Gutachter fuhr der Mercedes anfangs mit 100, am Ende mit nur noch zehn Stundenkilometern. Unverletzt schnallt sich Franz K. ab und springt aus dem Fahrerhaus, läuft zur Fahrerin: „Mit ihrem Pkw hätte sie leicht ausweichen können. Auf den Standstreifen oder nach rechts. Ich habe sie dann gefragt, was das soll?“

Die Antwort von Patrizia K., die an Depressionen leidet und am Vorabend von ihrem Ex verprügelt worden ist, verblüfft ihn: „Sie sagte: ,Ich wollte mich umbringen.’ Dann springt sie aus dem Auto und will auf die Gegenfahrbahn. Da war noch jemand, der packte sie am Ärmel und hielt sie fest - bis die Polizei kam.“ Sein Laster ist so schwer beschädigt, dass er die Weiterfahrt abbrechen muss. Über 44000 Euro Schaden

„Ich hatte Kopfschmerzen. Ich war etwas geschockt. Aber nach zwei Tagen war alles vergessen“, sagt Franz K., der seit 17 Jahren auf der Straße unterwegs ist: „Ich habe viele Situationen erlebt – aber einen Geisterfahrer noch nie.“ Angst habe er nach dem Unfall nicht, wenn er sich hinters Steuer setzt: „Da muss man ganz cool bleiben. Das ist mein Job.“ Anders Kollege Hasaga J. (50): „Ich hatte 40 Tonnen Bauschutt geladen und konnte gerade noch ausweichen. Ich bin in die Firma zurück, war geschockt, habe überall gezittert. Erst später habe ich mich beruhigt.“

 

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