Bruderhahn, Haehnlein und Co.: Zweite Chance für Eintagsküken

Männliche Legehühner werden in der Landwirtschaft meist getötet - dabei sind die Tiere keinesfalls nutzlos. Für ein Ende dieser Praxis setzen sich seit einigen Jahren verschiedene Initiativen ein.
von  Annika Schall
Aussortiert und getötet: Rund 40 Millionen Küken trifft dieses Schicksal hierzulande jedes Jahr.
Aussortiert und getötet: Rund 40 Millionen Küken trifft dieses Schicksal hierzulande jedes Jahr. © Bernd Wüstneck/dpa-Archivbild

München - Rund 40 Millionen Küken in Deutschland werden jedes Jahr nicht älter als einen Tag. Der Grund dafür: Die Tiere haben das falsche Geschlecht. Für männliche Küken gibt es keinen Platz in der konventionellen Eierproduktion.

Denn nahezu alle Produktions-Betriebe verwenden eine Hühnerrasse, die vor allem auf eine hohe Legeleistung hin gezüchtet wurde.

Die männlichen Tiere allerdings können zum einen natürlich weder Eier legen, zum anderen können sie aber auch in Sachen Gewichtszunahme nicht mit den Masthähnchen-Rassen mithalten. Deshalb werden die männlichen Küken kurz nach dem Schlüpfen aussortiert und mit Gas oder in einer Art Schredder getötet - für viele Landwirte die wirtschaftlichste Lösung für die für sie scheinbar nutzlosen Tiere.

Für ein Ende dieser Praxis setzen sich seit einigen Jahren verschiedene Initiativen ein, so zum Beispiel "Bruderhahn" oder "Haehnlein". Die meisten von ihnen subventionieren über einen höheren Eierpreis die Aufzucht und den anschließenden Verkauf des Fleisches der Legehähne mit.

Birngruber: "Die Hähne sind eigentlich sehr edle Tiere"

Dass das Fleisch dieser Tiere keinesfalls minderwertig ist, weiß Andreas Birngruber von Chef Partie. Der Bio-Caterer sorgt dieses Jahr für die Gastronomie bei der Tollwood-Show "Cirque Éloize". "Die Hähne sind eigentlich sehr edle Tiere", findet er.

Auf dem Tollwood serviert Birngruber Brust und Keule als "Outdoor Gockel", mit Zitronenlack, Rosmarin und Honig, als Hauptgang. "Das Fleisch ist fester und etwas dunkler, sonst merkt man eigentlich keinen Unterschied", erklärt er. Auch in der Verarbeitung seien die Bruderhähne keinesfalls anspruchsvoller als die Masthähnchen-Artgenossen.

In konventionellen Mastbetrieben wird das Federvieh im Schnitt acht Wochen alt, ein Bruderhahn kommt dagegen mit etwa drei Monaten zum Schlachter. Er braucht länger, um Fett anzusetzen.

Birngruber: "Es ist doch besser, die Tiere zu essen"

Trotzdem sind die Tiere bei der Schlachtung deutlich leichter: Rund ein Kilo bringen sie dann auf die Waage. "Der Instinkt treibt die Tiere dazu, viel herumzulaufen, und so bleiben sie vergleichsweise klein", erklärt Birngruber die Unterschiede.

Für den Caterer ist die Verarbeitung von männlichen Legehühnern vor allem eine Frage der Moral: "Die Tiere gibt es nur, wenn es die Nachfrage gibt", sagt er und ergänzt: "Es ist doch besser, die Tiere zu essen, als sie als Küken in den Schredder zu stecken."

Auch eine Frage der Moral ist für Birngruber übrigens, dass es bei der Verarbeitung der Tiere so wenig Abfälle wie möglich gibt: Alles was vom Bruderhahn nicht direkt auf dem Teller landet, wird in Suppen und Soßen verkocht.


Wer den Bruderhahn probieren möchte, hat am Donnerstag und Freitag bei den letzten Vorstellungen des Cirque Éloize auf dem Tollwood die Gelegenheit. Karten für die Show inklusive Vier-Gänge-Menü kosten zwischen 72 und 82 Euro.

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