Brötchen und Bretzeln - stirbt Bairisch aus?
Immer mehr Münchner Geschäfte und Restaurants kennzeichnen ihre Lebensmittel mit norddeutschen Ausdrücken – darunter sogar Traditionsfirmen wie Käfer. Was die Unternehmen sagen.
MÜNCHEN - Von wegen Semmeln. Im Herzen von München gibt es Brötchen – frisch, knusprig, norddeutsch. Feinkost Käfer in der Schrannenhalle am Viktualienmarkt verkauft diese Semmeln-Verunglimpfung. Und ist nicht der einzige in München.
Bei Bäckern, an Kiosken, in Supermärkten und Restaurants stirbt das Bairische. „Das zeigt, wie sorglos wir mit der Sprache umgehen“, sagt Benedikt Kronenbitter vom „Förderverein Bairische Sprache und Dialekte“.
Bei Käfer ist man erstaunt über die Brötchen-Etikettierung. „Ein Versehen“, sagt eine Sprecherin. Ein Nicht-Bayer habe die Waren ins System eingetragen und „nicht darüber nachgedacht, dass das hier Semmeln heißt“. Alle Geräte wurden sofort umgestellt. „Es gibt bei Käfer nur noch Semmeln.“
Auch bei einer Höflinger-Filiale wird die AZ fündig: „Butter-Berliner“ sind im Angebot. „Eine Katastrophe, da hat jemand geschlafen“, sagt Bäcker Franz Höflinger. „Ich bin ein Verfechter richtiger Ausdrücke. Bei mir gibt’s Brezn, Semmeln und Krapfen.“
Sprach-Probleme gibt es vor allem in deutschlandweiten Ketten: Am „Yorma’s“-Kiosk werden Brezn als „Brezel“ verkauft. Das ist ärgerlich. Und falsch: Brezeln sind für Bayern die Mini-Ausführung, auf keinen Fall Laugengebäck.
Dass es bei Edeka „Frikadellen“ gibt, hänge an der deutschlandweiten Auslieferung, sagt ein Sprecher. Auf regionale Spracheigenheiten könne man nicht eingehen. An den Fleischtheken „gibt es regionale Fleischpflanzerl“.
Unbairisch liest sich auch so manche Speisekarte. Im Restaurant Lenbach gibt es Reibekuchen statt Reiberdatschi. Die Antwort aus dem Lenbach: „Das ist so für unser internationales Publikum leichter zu verstehen.“
Wo stirbt das Bairische? Schicken Sie uns Beispiele an: lokales@abendzeitung.de