BRK: Tagung in München zu Terror- und Amokeinsätzen
München - Abgerissene Gliedmaßen durch Sprengstoff, große, klaffende Wunden durch Kriegswaffen. Viele Schwerstverletzte, die alle schnellstmöglich professionelle Hilfe brauchen. Eine mögliche Bedrohung durch biologische Waffen. Seitdem der Terror auch in Deutschland angekommen ist, sind solche Szenarien jederzeit möglich. Die Polizei und die – oftmals ehrenamtlichen – Rettungskräfte müssen sich wappen und viel dazulernen.
Gestern trafen sich im Seniorenwohnheim Kieferngarten auf Einladung des Bayerischen Roten Kreuzes rund 200 Fachleute von Polizei, Rettungsdienst und Bevölkerungsschutz zur ersten interdisziplinären Tagung zum Management von Terror- und Amokeinsätzen. Es geht darum, „große Schadenslagen“ zu bewältigen.
Fünf Terror- und Amokeinsätze haben die Menschen in Bayern in diesem Jahr in Atem gehalten. „Unsere Anstrengungen sind unglaublich intensiv. Aber es gibt kein Patentrezept“, sagte Leitender Kriminaldirektor Lothar Köhler vom LKA während einer Pressekonferenz zwischen den nichtöffentlichen Vorträgen.
Einige der Brennpunkte für die Einsatzkräfte:
Bessere Kommunikation: „Die Informationen zwischen Polizei und Rettungskräften müssen besser abgestimmt werden“, sagte BRK-Chef Theo Zellner. Wie die AZ erfuhr, hatten Retter an Silvester zuerst über Facebook von der Terrorwarnung erfahren. Auch am OEZ flossen Informationen zwischen Polizei und Rettungskräften zu spärlich. Folge: Retter informierten sich über soziale Medien und posteten dort auch selbst – was sie nicht dürfen.
„Die Lage war extrem dynamisch und unübersichtlich. Es ist sehr wichtig, da klare Strukturen und Kommunikationswege zu haben“, sagte LKA-Mann Köhler. Mit Verbindungsbeamten soll es künftig besser funktionieren.
Versorgung der Verletzten: „60 Prozent der Menschen, die bei solchen Lagen sterben, verbluten“, erklärte Katastrophenschutzbeauftragter Rudi Cermak. In den vergangenen fünf Wochen wurden alle Rettungswägen in Bayern mit extra Verbandsmaterial (Tourniquets, Thoraxverschlusspflaster) ausgestattet – damit nicht geschieht, was in Boston oder Paris eintraf: Menschen starben am Ort des Anschlags, weil zu wenig geeignetes Verbandsmaterial zur Verfügung stand.
Gefahr bewerten: Erklärtes Ziel ist es, möglichst früh Profiler in Terror- oder Amoklagen mit einzubeziehen – wie am OEZ. Markus Hoga von der Operativen Fallanalyse: „Wir sind damit beschäftig, den Täter zu bewerten. Wie wird er sich verhalten? Geht noch Gefahr von ihm aus?“ Es gebe nicht nur den einen Täter oder ein Motiv.
Training: Anfang 2017 soll die erste gemeinsame Terror-Übung in Bayern von Polizei und Rettungskräften stattfinden. In der Oberpfalz wird ein Ausbildungszentrum für Bevölkerungsschutz gebaut.
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