Briefkastenfirmen in München: Das sagt der Experte

Der einstige Steuerfahnder Frank Wehrheim kennt die Tricks der Firmen und erklärt, warum es Briefkastenfirmen gibt und wie das Modell funktioniert.
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Briefkastenfirmen haben dem Experten zufolge alle ein Ziel: Sie wollen etwas verstecken. (Symbolbild)
imago/Martin Bäuml Fotodesign Briefkastenfirmen haben dem Experten zufolge alle ein Ziel: Sie wollen etwas verstecken. (Symbolbild)

München - Frank Wehrheim arbeitete 28 Jahre als leitender Beamter in der Steuerfahndung, wo er in den 90ern gegen die Commerzbank ermittelte. Für sein Engagement erhielt er 2009 den Whistleblowerpreis. Seit 2009 arbeitet er als Steuerberater in Hessen. Er ist Experte für Steuerhinterziehung und Briefkastenfirmen und Autor des Buches "Inside Steuerfahndung".

"Briefkastenfirmen, wie ich sie aus meiner Zeit als Fahnder kenne, haben eigentlich immer dazu gedient, etwas zu verstecken", sagt Wehrheim. Manche Leute sagten zwar, es gebe auch vernünftige Gründe zur Anlage von Briefkastenfirmen und für Scheindirektoren, allerdings könne er das kaum erkennen.

"Oft wollen Besitzer dieser Firmen illegale oder unmoralische Aktivitäten verschleiern." Für den Staat sei es oft schwer, dagegen vorzugehen. "Wenn Behörden Kenntnis von illegalen Geschäften bekommen, gehen sie natürlich dagegen vor, dies ist aber oft schwierig." In den letzten Jahren seien die großen Fälle von Briefkastenfirmen so fast immer durch Whistleblower bekanntgeworden.

Experte beantwortet die wichtigsten Fragen:

  • Was sind Briefkastenfirmen? Briefkastenfirmen sind Firmen, die zwar an einer Adresse registriert sind, aber dort nicht ihr Büro haben. Briefe und Anrufe, die an der Adresse der Briefkastenfirma ankommen, werden oft zur echten Adresse umgeleitet.
  • Was tun Briefkastenfirmen? Oft sind Briefkastenfirmen wenig geschäftstätig, und werden genutzt, um Aktivitäten zu verstecken, oder – wenn sie im Ausland registriert sind – weniger Steuern zu zahlen. Nicht hinter allen Briefkastenfirmen stecken illegale Aktivitäten, so werden sie auch gegründet, um zum Beispiel diskret dem eigenen Arbeitgeber Konkurrenz zu machen – oder unter einer repräsentativen Adresse größeres Vertrauen von Kunden zu bekommen. Laut Frank Wehrheim gibt es die meisten Briefkastenfirmen aber, um fragwürdige Geschäfte zu verschleiern.
  • Was sind Scheindirektoren? Scheindirektor kann jeder sein. Ein Scheindirektor steht mit dem eigenen Namen für eine Firma und unterschreibt die Gründungsurkunde. Der Scheindirektor hat allerdings nichts mit der Firma zu tun. Er ist nur das Gesicht der Firma, damit der wahre Verantwortliche nicht so einfach gefunden werden kann.

 

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