Brief von Gribkowsky an Ecclestone

Im Schmiergeldprozess verliest das Landgericht München einen Brief des Bankers Gribkowsky vor seiner Verhaftung an Ecclestone. Anscheinend hatte er sich mit diesem absprechen wollen.
von  dapd

Im Schmiergeldprozess verliest das Landgericht München einen Brief des Bankers Gribkowsky vor seiner Verhaftung an Ecclestone. Anscheinend hatte er sich mit diesem absprechen wollen.

München - Der wegen Bestechlichkeit angeklagte frühere BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky hat sich unmittelbar vor seiner Verhaftung noch „diskret“ mit Formel-1-Chef Bernie Ecclestone absprechen wollen. Das Landgericht München verlas Gribkowskys Brief an den „lieben Bernie“ am Donnerstag bei der Zeugenvernehmung Ecclestones. Gribkowsky ist angeklagt, bei dem Verkauf der Formel-1-Beteiligung der Bayerischen Landesbank 2005 rund 44 Millionen Dollar Bestechungsgeld von Ecclestone und dessen Familienstiftung Bambino kassiert zu haben.

Als die „Süddeutsche Zeitung“ Gribkowsky Ende 2010 mit Fragen zur Herkunft der Millionen auf dem Konto seiner österreichischen „Privatstiftung Sonnenschein“ bedrängte, alarmierte Gribkowsky Ecclestone. Stellungnahmen gegenüber der Staatsanwaltschaft seien nicht zu vermeiden gewesen, erklärte Gribkowsky in dem Brief. Er habe angegeben, dass sich im Laufe der Zeit eine Beziehung zwischen ihnen entwickelt hätte, dass es um eine Zusammenarbeit als Berater gehe und dass das Geld auf seinem „Sonnenschein“-Konto krebskranken Kindern zugutekommen solle. Denn es „kann sein, dass Leute nach Gründen suchen“, zitierte der Vorsitzende Richter Peter Noll aus Gribkowskys Brief an Ecclestone.

Und weiter: Ein Anwalt werde „bald diskret Kontakt“ mit Ecclestone aufnehmen. 

Ecclestone: „Bin noch nie so raffiniert bedroht worden“

Ecclestone sagte, die Zahlungen seien auf Gribkowskys Wunsch über Mittelsmänner und Briefkastenfirmen verschleiert worden. „Er fragte mich, ob es geschickt werden kann, ohne dass es direkt aus England käme“, sagte der Rennsport-Mogul. Er habe den BayernLB-Manager aber nicht bestochen, sondern Schweigegeld wegen Gribkowskys „ganz liebenswürdiger“ Drohungen mit einer Steueranzeige gezahlt.

„Der Grund für die Zahlung war Einschüchterung“, sagte Ecclestone. „Gribkowsky war sehr raffiniert darin, mich subtil zu bedrohen und in Angst zu versetzen. Ich bin oft bedroht worden, aber so raffiniert wie von Gribkowsky noch nie.“

Eine konkrete Forderung habe der Banker nie gestellt. Die Zahlung von gut 44 Millionen Dollar an Gribkowsky habe er sich schließlich mit Bambino geteilt.

Gribkowsky versuchte Provision zu drücken

Er selbst habe für die Vermittlung eines Käufers der Formel-1-Anteile der BayernLB eine Provision von mehr als sechs Prozent des Kaufpreises verlangt. Gribkowsky habe zwei Prozent angeboten und sich mit ihm schließlich auf fünf Prozent geeinigt. Ohne ihn wäre der Verkauf nie zustande gekommen, sagte Ecclestone.

Gribkowsky habe zuvor erfolglos versucht, die Formel-1-Beteiligung an Autokonzerne zu verkaufen, die Rennställe hatten. In Bedrängnis kam Ecclestone, als er die völlige Unabhängigkeit der Bambino-Stiftung betonte. Die Stiftung für seine damalige Frau hatte 25 Prozent der Formel-1 gehalten. „Ich habe niemals mit meiner Frau über irgendwelche Geschäfte gesprochen“, sagte Ecclestone. Die Staatsanwälte erklärten das für völlig unglaubwürdig.

Gribkowsky: Saufkumpan von Ecclestones Ehefrau

Für Heiterkeit im Gerichtssaal sorgte der 81-Jährige, als er die Beziehung des „sehr charmanten“ Gribkowsky zu seiner Frau schilderte: „Meine Frau und ihr Saufkumpan“, sagte Ecclestone. „Meine Frau traf Herrn Gribkowsky bei Rennen. Sie haben gern einen zusammen getrunken und sich unterhalten.“ Gribkowsky „genoss den Lifestyle“.

Als sich der Verkauf der Formel-1-Anteile abzeichnete und der Banker das Ende seiner Zeit in der Welt des Rennsports kommen sah, habe er seine subtile Geldforderung verstärkt. „Er machte ganz deutlich, dass er die Bank verlassen will und mir eine große Hilfe sein könnte bei der Formel 1“, sagte Ecclestone. 

 

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