Brexit? Die Münchner Wirtschaft wird’s verkraften!

Wirtschaftsreferent Josef Schmid (CSU) rechnet nicht mit spürbaren Brexit-Folgen. Dafür sei die Münchner Wirtschaft zu breit aufgestellt.
von  Florian Zick
Hat nicht nur gut lachen, wenn es um die Wiesn geht: Josef Schmid (re.). Auch die restliche Münchner Wirtschaft brummt.
Hat nicht nur gut lachen, wenn es um die Wiesn geht: Josef Schmid (re.). Auch die restliche Münchner Wirtschaft brummt. © Daniel von Loeper

München - Der Premier weg, das Pfund am Boden und Großbritannien auf dem Weg zurück zum Schlagbaum: Man braucht nicht viel Fantasie, um sich auszumalen, dass der Brexit auch unmittelbare Folgen für die Münchner Wirtschaft haben wird.

Bayerische Firmen lieferten vergangenes Jahr Waren und Dienstleistungen im Wert von 15,5 Milliarden Euro auf die Insel. Was den Export betrifft, ist das Vereinigte Königreich damit Bayerns zweitstärkster Handelspartner in Europa. Global gesehen gibt es nur drei Länder, die mehr Güter „Made in Bavaria“ abnehmen.

Vor allem deutsche Autos sind überaus beliebt bei den Briten. Dass der EU-Austritt für den Fahrzeugbau Folgen haben wird, ist damit absehbar. Welcher Engländer, Schotte, Nordire oder Waliser, so die Sorge, wird sich denn noch einen schicken BMW leisten, wenn die Währung schwächelt und einfach das Geld in der Tasche fehlt.

Schmid glaubt, dass München "sehr wenig spüren" wird

Zur BMW-Problematik will sich Münchens Wirtschaftsreferent Josef Schmid (CSU) nicht näher äußern. Der Fall sei zu kompliziert, „da will ich nicht orakeln“. Für den Rest der Münchner Wirtschaft befürchtet Schmid allerdings keine weitreichenden Konsequenzen. Dafür sei die Stadt zu breit aufgestellt. „Ich schätze, dass wir erst mal sehr wenig spüren werden“, so der 46-Jährige.

Was Schmid da so zuversichtlich macht, sind die neuen Wirtschaftsdaten für 2015, die am Freitag veröffentlicht worden sind. Die Zahlen sind mal wieder ein eindrucksvolles Zeugnis der München Leistungsfähigkeit: Mehr Wachstum, weniger Arbeitslosigkeit und beim Beschäftigungsstand sogar ein neuer Rekordwert.

Ziemlich genau 800 000 Leute gehen in München mittlerweile einem sozialversicherungspflichtigen Job nach. So viele Arbeitsplätze gab es bislang noch nie in der Stadt. Allein vergangenes Jahr sind fast 21 000 neue Beschäftigungsverhältnisse dazugekommen.

Die Menschen verdienen dabei offenbar gut. Die Kaufkraft je Einwohner jedenfalls ist noch einmal gestiegen. Jeder Münchner kann im Jahr demnach 30 786 Euro ausgeben. Das sind 38 Prozent mehr als der durchschnittliche Bundesbürger. Selbst Gutverdiener-Städte wie Düsseldorf oder Frankfurt hängt München damit um Längen ab.

Vor allem die Briten selbst werden zu leiden haben

Das Münchner Bruttoinlandsprodukt lag für 2013 – die Statistiken hinken da zwei Jahre hinterher – bei 94,3 Milliarden Euro. Das sind 4,9 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Josef Schmid spricht deshalb auch von einer „hochdynamischen Wachstumsregion“.

Als problematisch bewertet Schmid aufgrund dieser Zahlen weniger den Brexit. „Da werden vor allem die Briten selbst drunter zu leiden haben“, sagt er. Ihm bereitet eher der Mangel an Gewerbeflächen Kummer. 300 Firmen stehen bei der Stadt mittlerweile auf einer Warteliste.

Und was BMW betrifft: Da ist Schmid optimistisch. Sollte das Britannien-Geschäft tatsächlich einbrechen, „dann werden die das schon irgendwie ausgleichen.“ In Asien fahre man schließlich auch gerne schicke Autos.

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