Brenner-Unfall: Trauer um den toten Trucker
Sie versuchen, sich in ihrer Verzweiflung gegenseitig Trost zu spenden. Am Tag nachdem der Münchner Manfred K. († 51) auf der Brennerautobahn am Steuer eines 40-Tonners von einer Stützmauer erschlagen worden ist, trifft die AZ seine Familie.
Manfred K.s Mutter (73), sein Sohn Daniel (29), dessen Freundin und die geschiedene Ehefrau des Münchners sitzen in einer Mietwohnung in Obersendling zusammen. Hier wurde Brummifahrer Manfred K. geboren, es ist die Wohnung seiner Mutter. Zeitweise lebten drei Generationen im selben Haus zusammen – Manfred K. mit seiner Frau und den Söhnen direkt über der elterlichen Wohnung.
„Es wird lange dauern, bis wir begreifen, was passiert ist“, sagt Mutter Maria S. (Name geändert). Immer wieder wischt sie sich stumm die Tränen aus den Augen.
Die Ex-Frau sagt: „Er war unser Sonnenschein. Wenn die Tür aufging, kam die gute Laune. Wie konnte das nur passieren? Er ist einfach nur gefahren. Er hat nichts getan.“
Am Sonntag, kurz bevor Manfred K. zu seiner letzten Fahrt aufbrach, hatte er noch mit seiner Mutter telefoniert und sich mit seinem Sohn Daniel und dessen Freundin getroffen. Am heutigen Donnerstag wollte er wieder zurück sein. Manfred K. arbeitete für eine Münchner Spedition. Er sollte Autoteile und Sammelgut nach Italien bringen.
Fast 30 Jahre lang war der Münchner als Brummifahrer in ganz Europa für verschiedene Speditionen und zeitweise auch als selbstständiger Unternehmer unterwegs gewesen. Bis zu 100.000 Kilometer fuhr er im Jahr. „Er kannte sich aus auf der Straße“, sagt seine Ex-Frau. Unfälle hatte er nie. „Nur einmal einen kleinen, da ist er in England an den Randstein gefahren“, erinnert sich die Mutter.
Am Dienstag, kurz vor 12 Uhr, klingelte das Handy von Daniel K. Die Chefin der Spedition rief an. Anhand des Kennzeichens hatte die Polizei die Firma in München ermittelt. Die Chefin überbrachte der Familie die Todesnachricht. Daniel K.: „Wir hatten noch gar nichts mitbekommen von dem Unfall.“ Die Spediteurin machte sich sofort auf den Weg zum Unglücksort. „Sie sollte meinen Vater identifizieren.“ Doch der Anblick des toten Mitarbeiters blieb ihr erspart. „Mein Vater wurde dann anhand seiner Tätowierung identifiziert.“ Manfred K. hatte sich die Namen seiner beiden Söhne Daniel (29) und Christian (19) in den Nacken tätowieren lassen.
„Es hätte jeden treffen können. Er hat keine Chance gehabt“, sagt seine Ex-Frau Manuela. Die Familie wird sich nicht damit abfinden, dass Manfred K. bei einem „Unglück“ ums Leben gekommen ist. „Wir können das nicht einfach so hinnehmen, wir werden die Verantwortlichen verklagen“, sagt Daniel K. „Da ist geschlampt worden!“ Seine Freundin ergänzt: „Jede einzelne Wand gehört geprüft. Nächstes Mal trifft es sonst vielleicht eine Familie mit fünf Kindern.