Brauer trocknen uns aus

MÜNCHEN - Der Bierkampf hat München erreicht: Am Montag gab es Warnstreiks bei Spaten, Franziskaner, Löwenbräu und Augustiner. 150 Brauerei-Mitarbeiter verließen die Sudkessel und gingen für mehr Lohn auf die Straße - sie fordern sechs Prozent, die Arbeitgeber schlagen 1, 7 Prozent vor. Jetzt droht ein Dauerstreik.
Jetzt machen die Brauereibeschäftigten Ernst: Bei Spaten, Franziskaner und Löwenbräu sowie bei Augustiner-Bräu ließen am Montag insgesamt rund 150 Mitarbeiter ihre Arbeit ruhen. Der Warnstreik dauerte von 5.30 bis 9 Uhr und war nur der Auftakt für weitere Aktionen bei anderen Münchner Brauereien in dieser Woche.
„Die Stimmung war klasse. Die Beschäftigten kämpfen bis zur letzten Patrone“, befand Freddy Adjan von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). Das Arbeitgeber-Angebot im Tarifstreit habe sie „ziemlich geärgert – harmlos ausgedrückt“. Die NGG fordert für die 10 000 Beschäftigten im bayerischen Braugewerbe sechs Prozent mehr Lohn. Außerdem: die Übernahme der Azubis für zwölf Monate. Die Arbeitgeber aber haben ein Angebot im Gesamtvolumen von nur 1,7 Prozent unterbreitet.
Die Arbeitgeber wollen ihr Angebot nicht nachbessern
Und dabei soll es auch bleiben, erklärte Wilhelm Hermann – AuerBräu-Vorstand und Verhandlungsführer für die Arbeitgeberseite. „Wir werden von der Wirtschaftskrise stark betroffen sein“, fürchtet er. „Wenn die Leute weniger Geld haben, geben sie weniger Geld für die Gastronomie aus.“ Das Angebot im Gesamtvolumen von 1,7 Prozent liege immerhin 0,9 Prozent über der wahrscheinlichen Inflationsrate. „Wir können uns nicht vorstellen, prozentual nachzubessern.“
Die Gewerkschaft lässt das nicht gelten. „Keine der Münchner Brauereien schreibt rote Zahlen.“ Im Gegenteil: Paulaner habe vor nicht langer Zeit „das beste Ergebnis der Unternehmensgeschichte“ eingefahren. Und die Firma AuerBräu in Rosenheim zum Beispiel habe im vergangenen Jahr 1,8 Millionen Euro an ihren Mutterkonzern abführen können.
Arbeitgeber-Verhandlungsführer Hermann bestreitet nicht, dass manche Brauereien gut dastehen, hält aber entgegen: „50 Prozent der Betriebe in der Tarifgemeinschaft haben ein schlechtes bis sehr schlechtes Ergebnis.“ Auch in puncto Übernahme der Auszubildenden wollen die Arbeitgeber nicht mit sich reden lassen. Die Azubis sollten doch gerade nach ihrer Lehrzeit noch andere Betriebe kennenlernen.
Ein unbefristeter Arbeitskampf könnte die Fastenzeit für Biertrinker verlängern
Die Fronten im Tarifstreit sind verhärtet. Ein neuer Verhandlungstermin ist gar nicht erst vereinbart worden. Morgen treffen die Verhandlungsführer lediglich für ein TV-Streitgespräch zusammen (BR, Abendschau, ab 17.35 Uhr). Wenn dabei nichts herauskommt, droht ein unbefristeter Arbeitskampf.
Die aktuellen Warnstreiks in Bayernbekommen die Verbraucher zu spüren, wenn davon auch der Fuhrpark einer Brauerei betroffen ist. Gestern war das in München noch nicht der Fall. Einen unbefristeten Streik würden Biertrinker aber rasch merken, heißt es bei der NGG. „Um Ostern rum wird es wohl soweit sein“, sagt Freddy Adjan. Wenn es wärmer ist und die Feiertage vor der Tür stehen. Dann könnte die Fastenzeit in Bayern zwangsweise in die Verlängerung gehen. „Nach einer Woche geht das Bier aus.“
Julia Lenders