Brauchen die Stadtwerke einen neuen Babysitter?

Weil die Stadtwerke rote Zahlen schreiben, fordert die FDP einen neuen Aufpasser für das städtische Unternehmen.
Florian Zick |
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Schlecht für die SWM-Bilanz: Gasförderung in der Nordsee.
dpa Schlecht für die SWM-Bilanz: Gasförderung in der Nordsee.

München - Das Geschäft mit Strom, Wasser und Gas lief für die Stadtwerke München vergangenes Jahr so gut wie noch nie. In ihrem Kernbereich machten die SWM einen Gewinn in Höhe von 472 Millionen Euro. Trotzdem stand am Ende des Jahres eine rote Zahl in den Bilanzen.

Stadtrat Michael Mattar (FDP) macht dafür die Auslandsgeschäfte der Stadtwerke verantwortlich. Windparks in Wales, Sonnenkraftwerke in Spanien und Gasförderung in Norwegen – "fast eine Milliarde Euro haben die SWM vernichtet", schimpft er. Geld, mit dem man viel Gutes hätte tun können: Schulen errichten, den Wohnungsbau ankurbeln, den öffentlichen Nahverkehr ausbauen.

Mattar findet deshalb: Die Stadtwerke brauchen einen neuen Babysitter. Bislang ist das städtische Wirtschaftsreferat für die Stadtwerke zuständig, doch die Leute von Bürgermeister Josef Schmid (CSU) hält Mattar für "absolut überfordert".

Nach Mattars Vorstellung soll künftig deshalb nicht mehr Schmid, sondern Kämmerer Ernst Wolowicz (SPD) auf die SWM aufpassen. Man könne nicht jede Investition einfach so durchwinken, sagt Mattar. Man müsse die Stadtwerke "stärker und effektiver kontrollieren". Die Stadtkämmerei scheint ihm da prädestiniert. Die habe bei der laufenden Kliniksanierung bereits bewiesen, dass sie ein sehr waches Auge und gutes Gespür für große Zahlen habe.

CSU spricht von "billigem Populismus"

Natürlich, so Mattar, seien die Stadtwerke aktuell durch viele Sonderausgaben belastet. So müssen die SWM für den Rückbau des Kernkraftwerks Isar II derzeit ein dickes Sparbuch anlegen. Entscheidend für die schlechten Zahlen seien aber andere Faktoren. So hätten die Stadtwerke vergangenes Jahr alleine bei der Gasförderung 570 Millionen Euro verbrannt. "Das ist eine wirtschaftliche Katastrophe", so Mattar.

In der schwarz-roten Stadtregierung sieht man keine Not, die SWM unter neue Aufsicht zu stellen. Was Mattar versuche, sei "billiger Populismus", kontert CSU-Vize Manuel Pretzl. Schließlich seien die 570 Millionen mitnichten verbrannt, die Stadtwerke hätten aufgrund des derzeit niedrigen Gaspreises lediglich eine sogenannte Wertberichtigung abgeben müssen. Sollten die Preise wieder steigen, so würden auch die vermeintlichen Verluste wieder ausgeglichen. "Man kann also nicht von einer Krise noch von sonst was sprechen", so Pretzl. Und einen neuen Babysitter brauche es definitiv auch nicht.                

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