Kritik an Bauplänen in München: "Brauchen bezahlbare Wohnungen"

München – Für 3.000 Mitarbeiter soll das neue Bürogebäude in Obersendling Platz haben. Fidcap aus Grünwald zieht an der Tölzer Straße 34 gerade den Rohbau für das siebenstöckige Öko-Bürohaus M-Plaza hoch. Das Besondere daran: Es wird ein Holzbürohaus mit einer Holzfassade. Das Holz dafür soll aus bayerischen Wäldern stammen, das Gebäude-Skelett aus recyceltem und mit Ökostrom hergestelltem Stahl bestehen. "Das ist kein Marketing, der Stahl ist über die gesamte Lieferkette zertifiziert", sagt Investor Michael Gerlich von der Fidcap Gruppe. "Eigene Geothermie und Solaranlagen sollen höchstmögliche Energieeffizienz und Autarkie ermöglichen."

Eine Minute von der U-Bahn-Station Obersendling und der S-Bahn Siemenswerke: Das M-Plaza soll 2025 bezugsfertig sein - mit großem Innenhof, Konferenzräumen und einem 2000 Quadratmeter großen Dachgarten, der mit einer Visualisierung bereits beworben wird. Ein Spa und ein Gym ergänzen das Wohlfühl-Angebot. Pflanzen und viel Holz sollen für die Menschen, die hier arbeiten "den Stress reduzieren", wird geworben.
Rund um das Bürohaus soll eine Industriebrache neu belebt werden
Das moderne Holzbürohaus ist Teil eines größeren Entwicklungsprojekts. Fidcap möchte ein 6,5 Hektar großes Gelände zwischen Tölzer Straße, August-Zeuner-Weg und Rupert-Mayer Straße bebauen. Der Investor hat sich darauf spezialisiert, in München Industriebrachen nachhaltig wiederzubeleben: Wie bereits das Atlasgebäude im Werksviertel, das eine Nachhaltigkeitszertifizierung in Gold bekommen hat. Aus dem Ex-Siemens-Areal in Obersendling mit 1960er-Jahre-Gebäuden soll nun das gemischte und urbane Quartier M-Park werden: mit Büros, Wohnungen, Handel, Gastronomie, Hotel und Einrichtungen für Kinder und Senioren.
Das niederländische Architekturbüro MVRDV aus Rotterdam, das in München bereits das Werk 12 im Werksviertel entworfen hat, schlägt nahe der Bahngleise drei Hochpunkte vor: Mit 60, 67 und 74 Metern. Mit den hohen Häusern könnten über 152.000 Quadratmeter moderne neue Geschossfläche entstehen. Ein Pluspunkt: Das große Ex-Siemens-Areal ist bislang komplett versiegelt. Nun soll es üppig begrünt werden, mit geschwungenen Wegen - zum Teil öffentlich zugänglich.
Der Chef des Bezirksausschusses hält Wohnungen für wichtiger
Ludwig Weidinger (CSU), Chef des örtlichen Bezirksausschusses, wünscht sich mehr Wohnungen für das Quartier. Büros gebe es genug, "was wir dringender brauchen, sind bezahlbare Wohnungen. Der Zuzug nach München reißt nicht ab", so Weidinger. Doch der M-Park ist als gemischtes Quartier geplant. Ein Punkt steht mehr Wohnungsbau sogar entgegen: "Mehr Wohnungen können wohl nicht gebaut werden, weil die Stadt argumentiert, dass es im Viertel keine Grundschulkapazitäten gibt", so der Lokalpolitiker. "Das finde ich tragisch."

Bauherr Michael Gerlich möchte das Thema Wohnungsbau derzeit nicht kommentieren. Er sieht sich als "Pionier der grünen Stadt", der neue Maßstäbe in Energieeffizienz und ökologischem Bauen in München setzt. Beim Holzbürohaus M-Plaza ist der Slogan: "Natürlichkeit trifft auf moderne Architektur". Fidcap setzt bei der Realisierung von M-Plaza auf die höchste Stufe der KfW (Effizienzhaus 40) – und die höchste Stufe des Leadership in Energy and Environmental Design (LEED Platin).