Brandstifter vor Gericht: 13 Mal versuchter Mord

Ein 34-Jähriger hat Streit mit seiner getrennt lebenden Frau und zündet das Haus an. Vor Gericht gesteht der Mann - doch das Verfahren wird zäh.
John Schneider |
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Der Brandstifter auf der Anklagebank.
Petra Schramek Der Brandstifter auf der Anklagebank.

München - Richter am Landgericht kann ein sehr mühsamer Job sein. Das hat am Montag der Vorsitzende Richter Thomas Bott erfahren müssen. Im Prozess gegen den 34-jährigen Milen M. kommt der erfahrene Jurist an die Grenzen seiner Geduld. Aber nicht nur er. Der wegen Brandstiftung und 13-fachen Mordversuchs angeklagte Familienvater – er hatte ein Mehrfamilienhaus in Dachau angezündet – gesteht die Tat. Aber die anschließende Befragung zu den Hintergründen der Tat erweist sich als äußerst zähe Angelegenheit. Jedes Detail muss mehrfach nachgefragt werden. "Muss man ihnen alles aus der Nase ziehen?", fragt ein sichtlich genervter Richter Bott mehr als bloß einmal.

Auch die beiden Strafverteidiger Stephan Lucas und Joachim Schwarzenau wirken immer wieder auf den Angeklagten ein, dem Gericht doch bitte etwas bereitwilliger Auskunft zu geben. Vergeblich. Die Ermittler haben den Tathergang vom 14. Februar 2016 so rekonstruiert: Am Vortag feierte die Familie den Geburtstag des Sohnes (10). Milen M. hatte dabei angefangen zu trinken, schien leicht reizbar. Seine getrennt lebende Frau (31) war daraufhin mit dem Sohn nach Hause gegangen.

Milen M. hatte das offenbar sehr, sehr wütend gemacht. Gegen 1.40 Uhr schickt er nach mehreren vergeblichen Anrufen bei ihr eine SMS an seine Frau: "Wenn du nicht innerhalb von drei Minuten anrufst, werde ich kommen und das Hotel in Brand setzen." Gemeint war das Haus, in dem Frau und Sohn wohnen. Dort ist auch ein italienisches Restaurant und eine Pension untergebracht. In dieser Nacht waren 13 Bewohner zu Hause und schliefen. Milen M. macht seine Drohung wahr. "Sonst hätte sie mich nicht ernst genommen", murmelt er vor Gericht. Gegen 4.15 Uhr schüttete er im Außenbereichs des Restaurants Benzin über eine Plastikkiste mit Kissen für die Gartenstühle sowie eine hölzerne Anrichte.

Die Flammen entzündeten schnell auch das gekippte Fenster zur Speisekammer. Die Schlafenden schwebten in Lebensgefahr. Der hereinziehende Rauch des Brandes drohte den Fluchtweg im Haus zu versperren. Die Flammen schlugen zwei Meter hoch. Die Rettung kam in Form eines vorbeifahrenden Taxis. Der Taxler sah die Flammen, hielt an, rief die Feuerwehr und weckte die Bewohner mit Lichtsignalen und Hupen. Gaststättenbesitzer Giuseppe G. wachte auf, griff sich einen Feuerlöscher und mehrere Eimer Wasser. Es gelang ihm, den Brand unter Kontrolle zu bringen. Er wurde dabei aber am Oberschenkel verletzt und erlitt eine Rauchvergiftung.

Der Prozess dauert an: Urteil am 20. Juli.

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