Booster-müde Münchner: Quote bei dritter Impfung niedrig

In anderen Kommunen haben schon mehr als die Hälfte der Einwohner die Drittspritze erhalten. Hier dümpelt es dahin. Aber warum?
von  Sophie Anfang
Boostern in München: Nach einem ersten Ansturm flacht die Kurve der Impfwilligen immer mehr ab. (Symbolbild)
Boostern in München: Nach einem ersten Ansturm flacht die Kurve der Impfwilligen immer mehr ab. (Symbolbild) © imago images/aal.photo

München - Als im November die Drittimpfung für alle empfohlen wurde, war der Andrang riesig. Termine gab es kaum, der Frust war groß. Nun tröpfelt es mit dem Boostern so dahin, Termine gibt es reichlich. Nur hingehen wollen die Münchner nicht mehr so recht - obwohl hier, Stand Montag, erst 42,8 Prozent der Münchner die dritte Dosis erhalten haben.

Nach einem ersten Ansturm flacht die Kurve der Impfwilligen also immer mehr ab. Anfang Januar war man bei einem Drittel Geboosterter in der Stadt, diese Quote ist innerhalb eines Monats um gerade mal zehn Prozent gestiegen.

Nur in Stuttgart ist die Quote ähnlich niedrig

Ist das normal? Ein Blick in andere Großstädte zeigt, wie abgeschlagen München sich beim Drittstich präsentiert. Da ist natürlich der Impf-Klassenprimus Bremen: 60,7 Prozent sind hier schon geboostert.

Aber auch am Rhein in Köln hat man anteilig fast ebenso viele schon zum dritten Mal geimpft. Sogar Berlin ist mit 55,4 Prozent schneller, als man es hier an der Isar ist.

Im Januar stieg die Münchner Booster-Quote nur um zehn Prozent.
Im Januar stieg die Münchner Booster-Quote nur um zehn Prozent. © Daten: LHM, Grafik: AZ

Allein im Schwabenland ist die Bevölkerung ähnlich zurückhaltend. Die jüngsten publizierten Impfzahlen sind von vergangenem Dienstag, selbst zu diesem Zeitpunkt hatte man in Stuttgart allerdings schon mehr Menschen drittgeimpft als in München: nämlich fast 45 Prozent.

Münchner Booster-Quote: Es fehlen Daten

Sind die Münchner also besonders impffaul? Die Zahlen sind nicht ganz einfach zu interpretieren. Denn weder die Impfungen, die von Kliniken durchgeführt werden, noch die von Betriebsärzten fließen in die veröffentlichte Quote ein.

Die Kliniken der LMU können auf AZ-Anfrage auch nicht beziffern, wie viele Mitarbeiter sie bereits selbst geboostert haben. Dazu lägen derzeit keine aussagekräftigen Daten vor, heißt es.

Münchner Wirtschaft: Zentral werden die Impfquoten nicht erfasst

Und wie sieht es bei der Wirtschaft aus? Zentral werden die Impfquoten nicht erfasst. Auf AZ-Anfrage heißt es vom Flughafen und der Munich Re, dass man 1.200 beziehungsweise 1.500 Impfungen durchgeführt hat.

Die Allianz gibt auf Nachfrage an, dass ihre Betriebsärzte an den Standorten München und Unterföhring bislang mehr als 1.800 Booster-Impfungen verabreicht haben. Zum Vergleich: Die städtischen Impfzentren können täglich 7.000 Dosen verabreichen.

Beim Unternehmen Infineon möchte man keine absoluten Zahlen herausgeben. Allerdings teilt ein Sprecher mit: "In Summe sind wir jedoch über die große Nachfrage nach Impfterminen sehr erfreut. Wir sind in der Lage, den gesamten gelieferten Impfstoff zu verimpfen."

Auch eine BMW-Sprecherin berichtet von einer "hohen Impfbereitschaft" in der Belegschaft. Da der Impfstatus unter das Persönlichkeitsrecht falle, könne über die genaue Anzahl an geboosterten Mitarbeitern allerdings keine Auskunft gegeben werden.

Stadt: Viele fahren zum Boostern ins Umland 

Beim Gesundheitsreferat weist man darauf hin, dass die "gesellschaftlichen Diskussionen" um Impfpflicht und einen neuen Omikron-Impfstoff noch nicht abgeschlossen seien.

Eine weitere Erklärung des Referats für die niedrige Booster-Quote: "Es kann wohl davon ausgegangen werden, dass sich vor allem Ende letzten Jahres viele Münchner in Impfzentren des Umlands haben boostern lassen." Dies würde dann in die Münchner Statistik nicht einfließen.

In der Tat ist es so, dass die Impfung unabhängig vom Wohnort durchgeführt werden kann. Münchner können sich in Herrsching boostern lassen, Erdinger ebenfalls am Münchner Marienplatz.

Landkreis Starnberg: Booster-Quote von 56,8 Prozent 

Tatsächlich kommt man, setzt man die Zahl der verabreichten Drittdosen zum Beispiel im Landkreis München (215.695 ) mit der Bevölkerungszahl in Relation (etwa 350.000 Menschen), auf eine bessere Quote als in der Stadt, nämlich 60 Prozent.

Das Landratsamt Starnberg beziffert die Quote bei Drittimpfungen auf 56,8 Prozent. Das Landkreis Ebersberg gibt seine Drittimpfquote mit 59,40 an. Ob mobile Münchner diese Quoten in die Höhe getrieben haben? Dass die 20-Prozent-Lücke zum Umland sich allein dadurch erklären lässt, erscheint wenig plausibel.

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