Bombenbastlerin erhängt sich in ihrer Zelle
MÜNCHEN/AICHACH - Die Telefonistin Heide Luthardt hatte aus Protest gegen den Irakkrieg Im August 2006 Bombenattrappen in Zügen deponiert. Dafür war sie zu mehreren Jahren Haft verurteilt worden. Nun hat sich die Bombenbastlerin von Moosach erhängt.
Sie liebte den lauten Protest, starb aber heimlich still und leise. Wie die AZ erfuhr, hat sich die Bombenbastlerin von Moosach, Heide Luthardt, in der Nacht vom 21. auf den 22. Juni in ihrer Zelle des Frauengefängnisses Aichach erhängt. Im August 2006 hatte die Telefonistin († 53) aus Protest gegen den Irakkrieg elf Bombenattrappen in U-, S-Bahnen und Zügen deponiert. Dafür war sie im Oktober 2007 zu mehreren Jahren Haft verurteilt worden.
Warum sich die fanatische Kriegsgegnerin erhängte, ist unklar. Sie hinterließ keinen Abschiedsbrief. Auch die Obduktion stellte nur ihren Suizid fest, sagte der Sprecher der Augsburger Staatsanwaltschaft, Oberstaatsanwalt Matthias Nickolai, der AZ. „Es gab keine Anhaltspunkte für eine Dritteinwirkung.“ Sicher ist: In ihrem Leben liebte Heide Luthardt die Provokation – an ihr Wohnzimmerfenster pappte sie ein Porträt des US-Präsidenten George W. Bush mit Turban und Bart, ganz im Stil eines fanatischen Gotteskriegers. Sie fuhr zu Demos und Friedensmärschen, und wenn es keine gab, beschmierte sie Wände mit Parolen und Graffiti.
Heide L. suchte auch die direkte Konfrontation mit den verhassten „Imperialisten“: Sie schrieb Briefe an US-Außenministerin Condoleeza Rice oder an die US-Truppen in Garmisch und prangerte Krieg und Zerstörung in der arabischen Welt an. Ihr kleines Appartement war voll von Kriegsberichten, Flugblättern, Transparenten und Plakaten – so voll, dass sie auf der Couch schlafen musste.
Im August 2006 war ihr das nicht mehr genug – sie bastelte Bombenattrappen aus Thermoskannen und Spielzeughandys. Die stellte sie in Zügen auf. Wie die Kofferbomber von Koblenz und Dortmund. Ihr selbsterklärtes Ziel: Die Münchner sollten die gleiche Angst erfahren, wie die Bevölkerung im Nahen und Mittleren Osten.
Die erste falsche Bombe bestand aus einem Kulturbeutel, einem Wecker und gelbem Pulver. Sie wurde im Intercity 328 „Alpenland“ gefunden. Im Februar 2007 wurde sie gefasst. Sie gestand alles, kam in U-Haft. Nach dem Urteil wurde sie am 9. November nach Aichach gebracht.
Eineinhalb Jahre später war sie tot. Heide Luthardt hinterlässt keine Kinder. Sie war auch nicht verheiratet. Sie hinterlässt nur ein Frösteln bei Pendlern und Polizisten. Und ihren grenzenlosen Hass auf die USA.
Thomas Gautier, Ralph Hub