Böses Nachspiel für S-Bahn-Säufer
Für die Randalierer wird das „Abschiedstrinken” in der S-Bahn ein Nachspiel haben: Alle werden angezeigt, außerdem müssen sie für die Schäden aufkommen – zehn Täter sind bereits gefasst
MÜNCHEN Das Massen-Besäufnis in der Münchner S-Bahn vom vergangenen Samstag hat für die Randalierer ein böses Nachspiel. Die meisten der Züge sind mit automatischen Überwachungskameras ausgerüstet. Das heißt, es gibt gerichtsverwertbare Aufnahmen der Täter. Die Videos sind gestochen scharf. Die Bundespolizei hat bereits jede Menge belastendes Beweismaterial sichergestellt. Hunderte Stunden Videomaterial werden derzeit von den Ermittlern ausgewertet. Und zehn Randaliere sind bereits identifiziert.
Livebilder der Randale
Rund Zweidrittel aller 238 S-Bahnzüge in München sind mit Überwachungskameras ausgerüstet. Und die waren am Samstag vorzugsweise im Einsatz. In jedem der Wagen sind rund zehn Kameras installiert – kleine schwarze Halbkugeln, die diskret in die Deckenverkleidungen eingebaut wurden. Die wenigsten Jugendlichen, die sich bei der Randale während des Saufgelages am Samstagabend auf der Stammstrecke beteiligten, dürften auf die Überwachungselektronik geachtet haben. Und das könnte ihnen jetzt teuer zu stehen kommen.
Randvolle Speicherplatten
Die Speicherplatten der S-Bahnen werden derzeit ausgebaut und von der Bundespolizei ausgewertet. Auch an den S-Bahnhöfen und S-Bahnsteigen werden diese aufgezeichneten Bilder der Überwachungskameras derzeit ausgewertet.
Zehn Randalierer gefasst
„Keiner kommt ungeschoren davon”, erklärt Berti Habelt, Sprecher der Bundespolizei am Hauptbahnhof. „Alle, die wir ermitteln, werden rigoros angezeigt.” Zehn Täter wurden noch am Wochenende gefasst. Gegen sie wird wegen Beleidigung und Widerstand ermittelt.
Die Fahndung
Die Fotos von Randalierern werden abgeglichen mit den Daten von Tätern, die bereits früher wegen Vandalismus, Sachbeschädigung, Schwarzfahren, Graffitischmierereien oder ähnlicher Delikte in München aufgefallen sind.
Strafen bis hin zu Gefängnis
Den überführten Tätern drohen empfindliche Strafen. Das kann im Extremfall sogar bis zu Jugendarrest oder Gefängnisaufenthalt reichen.
Bahn will Schadenersatz
Zusätzlich drohen den Betreffenden Schadenersatzklagen der Bahn. Dabei geht es nicht nur um den angerichteten Sachschaden, sondern auch um die Folgen von Zugausfällen und Verspätungen. „Die Täter werden zur Kasse gebeten”, betont ein Sprecher der S-Bahn.
Die Schäden
Rund 100 S-Bahnzüge fuhren am Samstagabend während der Abschiedsparty durch den Tunnel der Stammstrecke. Alle werden in den kommenden Tagen im Ausbesserungswerk in Steinhausen auf eventuelle Schäden überprüft.
50 defekte Züge
Bei 50 Zügen ist man bereits fündig geworden: Eingeschlagene Trennscheiben, rausgerissene Kippfenster, abgetretene Mülleimer, herabgerissene Gepäckgitter, beschädigte Türen und demolierte Beleuchtungselemente – auf rund 100000 Euro schätzt die S-Bahn den bisher festgestellten Sachschaden.
Zugausfälle
Bereits am Montag bekamen viele Pendler die Folgen der Chaos-Nacht zu spüren. Verstärkerzüge fielen aus, manche S-Bahnen fuhren nur verkürzt. „Auch in den kommenden Tagen kommt es zu Beeinträchtigungen”, sagt ein Bahnsprecher.
Bahntechniker im Dauereinsatz
Zehn beschädigte S-Bahnen sind inzwischen wieder auf den Schienen. Bei etlichen waren nur die Leuchtstoffröhren herausgedreht – ein Defekt, der mit wenigen Handgriffen zu beseitigen war.
Ralph Hub