Bluttat in Schäftlarn: "Habe meine Frau getötet"

So meldet sich der vierfache Familienvater bei der Polizei, nachdem er mit einem Küchenmesser seine Frau Sandra erstochen hat. Offenbar wollte sie ihn verlassen – da dreht er durch
Schäftlarn - Vier wunderbare Kinder, eine schmuckes Haus in Schäftlarn und ein toller Job in einer der renommiertesten Anwaltskanzleien von ganz München. Das Leben von Michael N. (45) schien perfekt. Doch in der Ehe des erfolgreichen Juristen kriselte es bereits seit langem. Am Montagabend eskalierte der Streit mit seiner Frau Sandra. Michael N. erstach die 37-Jährige in der Küche und rief danach selbst die Polizei.
„Ich habe meine Frau getötet“, meldet sich der Münchner Rechtsanwalt kurz nach 19 Uhr mit stockender Stimme telefonisch in der Notrufzentrale. „Bitte schicken Sie jemanden vorbei.“
Etwa zur selben Zeit kommt seine vierjährige Tochter Tabea in die Küche. Das Mädchen hat den lautstarken Streit seiner Eltern gehört. Sie will nachsehen, was los ist. Unvermittelt steht sie plötzlich vor ihrer Mutter. Die liegt am Boden, rührt sich nicht mehr.
Die Polizisten am Telefon bringen Michael N. dazu, dass er seine Tochter sofort aus dem Zimmer schafft. Das Mädchen soll nicht länger den Anblick ihrer blutüberströmten Mutter ertragen müssen.
Der Vater versucht die Vierjährige abzulenken, bis die alarmierten Streifenpolizisten am Tatort am Sommerfeld eintreffen.
Tabeas drei Geschwister – ihr neunjähriger Bruder und die beiden älteren Schwestern (11 und 12) – sind nicht zu Hause. Sie sind mit Freunden beim Sport und bei einer Schulveranstaltung und haben deshalb von der Tragödie bei sich daheim nichts mitbekommen.
Ein Polizist versucht noch, die Frau wiederzubeleben
Minuten später trifft eine Polizeistreife aus Grünwald vor der Doppelhaushälfte ein. Einer der Polizisten ist ausgebildeter Rettungsassistent. Er kümmert sich sofort um die schwer verletzte vierfache Mutter. Sie blutet aus mehreren tiefen Wunden im Oberkörper. Der Polizist beginnt mit Wiederbelebungsmaßnahmen, versucht die Blutungen zu stoppen.
Wenig später ist ein Notarztteam zu Stelle. Doch die Helfer können nichts mehr tun für die 37-Jährige. Sandra N. stirbt auf dem Fußboden in ihrer Küche.
Michael N. steht unter Schock. Widerstandslos lässt sich der Rechtsanwalt von den Polizisten abführen. Er scheint überhaupt noch nicht zu begreifen, was er Schreckliches getan hat.
Noch in der Nacht wird er ins Polizeipräsidium nach München gebracht und von Beamten der Mordkommission vernommen. „Er hat die Tat weitgehend gestanden“, erklärte Oberstaatsanwalt Thomas Steinkraus-Koch gestern.
In Schäftlarn spricht sich das blutige Familiendrama am Dienstag wie ein Lauffeuer herum. „Was für eine Tragödie“, sagt eine Frau aus der Nachbarschaft. „Eine Mutter von vier Kindern tot und der Vater sitzt im Gefängnis – einfach furchtbar!“
Die Kinder sind jetzt bei Nachbarn untergebracht
Michael N. und seine Familie wohnten erst seit ein paar Jahren im Ort. Kontakte zu Nachbarn gab es offenbar nur wenige. Michael N. bastelte in seiner Freizeit an Autos in seiner Garage. Nach Außen wirkten das Ehepaar und seine vier Kinder wie eine glückliche Familie: Er ein erfolgreicher Wirtschaftsjurist in einer Kanzlei in der Brienner Straße, sie Hausfrau, die sich liebevoll um die drei Töchter und ihren Sohn kümmert. Soweit der Schein.
Niemand in der Nachbarschaft ahnt, dass das Ehepaar im Dauerclinch liegt. Angeblich, so erzählt man in Schäftlarn, wollte Sandra N. ihren Mann verlassen. Bestätigen will das bei der Polizei gestern niemand. Die Vernehmungen sind noch nicht abgeschlossen, betont man bei der Mordkommission. Man gehe aber von Beziehungsproblemen als Motiv für die Tat aus.
Am Montagabend entluden sich die Spannungen in einer blutigen Tragödie. „Er hat in seiner Verzweiflung zum Messer gegriffen und zugestochen“, berichtet Markus Kraus, Chef der Münchner Mordkommission. Der Rechtsanwalt habe mehrmals seiner Frau ein Küchenmesser in den Oberkörper gerammt.
Gegen den vierfachen Familienvater ist inzwischen Haftbefehl wegen Totschlags ergangen. Er sitzt in Untersuchungshaft in der Justizvollzugsanstalt Stadelheim. Ihm drohen bis zu 15 Jahre Haft.
Seine vier Kinder haben die Nacht bei Nachbarn verbracht. Verwandte werden sich um sie kümmern.