Blutarmut in München

München - Die Grippe ist schuld, falls in München bald Operationen verschoben werden müssen, weil nicht genug Blutkonserven da sind. Zumindest im schlimmsten Fall. Noch ist es nicht so weit, beruhigt Tobias Hubert, Leiter des Blutspendedienstes vom Städtischen Klinikum, „und in den zehn Jahren, in denen ich in diesem Job arbeite, habe ich das auch erst ein Mal erlebt.“
Das überraschende Ausbleiben von Blutspendern ist derzeit jedoch messbar: Im Dezember und Januar sind knapp 20 Prozent weniger Spender beim Städtischen Klinikum verzeichnet als im Vergleichszeitraum im Vorjahr. „Verhältnisse wie sonst nur zur Wiesn-Zeit“, sagt Hubert.
Knapp 4800 Menschen haben sich dort im Januar zum Anzapfen gemeldet – 454 weniger, als geplant; das Umland dazugerechnet sogar 600 weniger. Im Dezember waren die Zahlen noch niedriger – in einem Zeitraum, in dem der Spendedienst normalerweise viel Plasma bekommt und damit einen „Puffer“ anlegt für die Tage um Ostern und Pfingsten. „Dass die Spender jetzt ausbleiben, hat uns kalt erwischt“, sagt Hubert.
Schuld sind die üblichen Verdächtigen: Ferien, Feiertage, das kalte Wetter, das die Menschen im Haus bleiben lässt – und die Grippewelle. Jeden Zehnten muss der Dienst zur Zeit wieder wegschicken. „Selbst ein Schnupfen ist zu viel, Blutspenden ist ja eine Belastung für Körper und Kreislauf“, sagt Hubert.
Einen echten Engpass gibt’s in München aber noch nicht. Zur Not helfen sich die Blutspende-Dienste untereinander aus – beim Bayerischen Roten Kreuz beispielsweise merkt man das Grippe-Tief gar nicht so sehr. Das BRK bietet allerdings in München bis voraussichtlich Ende April gar keine Blutspende-Termine mehr an, weil es zur Zeit nach neuen Räumlichkeiten sucht: Aufgrund des großen Andrangs können die bisherigen im Institut für Transfusionsmedizin in der Ludwigsvorstadt aus Brandschutzgründen nicht mehr genutzt werden.
Hubert geht jedenfalls davon aus, dass die Kehrtwende bald kommt. „Es wird niemand sterben, weil zu wenig Konserven da sind“, versichert er. Der Dienst wirbt weiter um Freiwillige. An Fasching etwa gibt es für alle Spender erst mal Krapfen.