Blog-Zoff bei Hugendubel
MÜNCHEN - „Phrasendrescherei!“, „Heiner Hugendubel würde sich im Grabe umdrehen“: In einem Online-Forum reden Mitarbeiter Tacheles und ärgern die Bosse
Arbeitskampf 2.0. Schon wenige Stunden nach der Betriebsversammlung gibt’s die ersten Kommentare im Hugendubel-Blog. „Eine ziemlich kranke Vorstellung“ sei das gewesen, wettert ein anonymer User. „Da hat die Geschäftsleitung ihr wahres Gesicht gezeigt!“ Ein anderer Teilnehmer bemängelt „Phrasendrescherei, schönes Gerede, aber null Inhalt.“ Seit bekannt ist, dass die Ur-Filiale am Salvatorplatz nach 117 Jahren dicht gemacht wird, liegen bei vielen Mitarbeitern von Deutschlands wichtigstem Buchhändler die Nerven blank.
Das Ventil, um ihrem Ärger Luft zu machen, ist ein öffentliches Blog, also eine Art Internet-Tagebuch, das die Gewerkschaft Verdi auf hugendubelverdi.blogspot.com eingerichtet hat. „Heiner Hugendubel würde sich im Grabe umdrehen“, schreibt zum Beispiel ein User über die Geschäftspolitik seiner Erben.
Denen ist das Blog schon lange ein Dorn im Auge. Auf AZ-Anfrage, was denn genau störe, wollte sich die Geschäftsleitung nicht äußern. "Kein Kommentar." Georg Wäsler von Verdi sieht die Online-Aktivitäten dagegen als „ein legitimes Mittel der Auseinandersetzung“. Die dreht sich derzeit vor allem um den Mitarbeiterrechte garantierenden „Sozialtarifvertrag“, der zum Jahresende ausläuft.
Das Hugendubel-Blog hat sogar schon Nachahmer gefunden: Auch Angestellte von Weltbild und dem Gartencenter Dehner diskutieren neuerdings online über ihre Gehälter, Arbeitsbedingungen und Chefs.
Timo Lokoschat
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