Blitzkur gegen den Dauerstau

Die Münchner Stadtplaner Hermann Grub und Petra Lejeune entwickeln eine schnelle und preiswerte Abhilfe für das tägliche Verkehrschaos am Isarring – mit einem Hintergedanken: Sie wollen den zerschnittenen Englischen Garten wieder zusammen fügen.
von  Abendzeitung
Die Ampel des Anstoßes: Weil der Verkehr am Ring wegen der Ifflandstraße regelmäßig gestoppt wird, kommt es im Berufsverkehr zu langen Rückstaus.
Die Ampel des Anstoßes: Weil der Verkehr am Ring wegen der Ifflandstraße regelmäßig gestoppt wird, kommt es im Berufsverkehr zu langen Rückstaus. © az

MÜNCHEN - Die Münchner Stadtplaner Hermann Grub und Petra Lejeune entwickeln eine schnelle und preiswerte Abhilfe für das tägliche Verkehrschaos am Isarring – mit einem Hintergedanken: Sie wollen den zerschnittenen Englischen Garten wieder zusammen fügen.

Jeden Tag dasselbe Bild: Zu Tausenden stauen sich die Autos am Isarring, wegen der Ampel an der Ifflandstraße. Seit der Eröffnung des Richard-Strauss-Tunnels letzten Sommer herrscht Ausnahmezustand. Erst im Herbst will der Stadtrat über ein Abhilfe-Programm entscheiden. Aber so lange wollen die Stadtplaner Hermann Grub und Petra Lejeune nicht warten: Sie präsentierten gestern ein Sofort-Programm gegen den Stau – mit Hintergedanken.

Derzeit lässt die Stadt eine Machbarkeitsstudie für den Isarring erstellen. Wenn der Stadtrat grünes Licht für den Ring-Ausbau gibt, werden noch einmal mindestens zwei bis drei Jahre vergehen, bis der Verkehr endlich fließt. Im Gespräch ist eine dritte Spur für den Ring, für die etwa 60 Bäume gefällt werden müssten. Kostenpunkt: mehrere Millionen Euro.

Für die Landschaftsplaner absolut indiskutabel: „Man kann doch die Münchner nicht noch zwei bis drei Jahre im Stau stehen lassen.“ Sie haben in Eigeninitiative eine Alternative erarbeitet: Die Fahrspuren werden von 3,50 auf drei Meter verengt, der Mittelteiler verschmälert. Statt zwei Fahrspuren pro Fahrtrichtung finden dann fünf Spuren Platz, drei davon Richtung Schwabing. Grub: „Die Ampel an der Ifflandstraße entfällt, der Verkehr kann reibungslos einfädeln.“

Die kleine Lösung würde maximal 900 000 Euro kosten

Die Planer sind überzeugt, dass die gut 100000 Autos am Tag auch bei einer Temporeduzierung auf 50 km/h (wegen der engeren Fahrbahnen) flüssig durchkommen. Rad- und Fußwege werden nicht tangiert – und: Es muss kein einziger Baum gefällt werden. Die Fünf-Spuren-Lösung wäre in wenigen Wochen umsetzbar. Und: Sie würde nur 700 000 bis 900 000 Euro kosten.

Hintergedanke der Planer: Sie kämpfen im Projekt „Ein Englischer Garten“ für einen Isarring-Tunnel (AZ berichtete). Sollte die Stadt eine „große Lösung“ durchziehen, wäre ihr Traum geplatzt. Deshalb der Alternativ-Vorschlag, der eindeutig provisorischen Charakter haben soll. „Unser Endziel ist die Wiedervereinigung des Englischen Gartens“, so Grub und Lejeune. Dazu haben sie die Stiftung „Ein Englischer Garten“ gegründet, hoffen auf Geldspenden wie einst bei der Pinakothek der Moderne für eine Grundfinanzierung des 50 Millionen-Projekts. Infos: www.einenglischergarten.de

Rudolf Huber

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