Blitzeratlas 2017: Wo München Raser ausbremst

München - Einmal in Eile das Gas überstrapaziert, schon ist es passiert: ein Blitz und eine unter Umständen saftige Geldstrafe. Radarfallen sind bei vielen Autofahrern gefürchtet, und nicht wenige, die in die Blitzerfalle tappen, zweifeln den Sinn der Messungen an. Geht es wirklich um die Verkehrssicherheit oder ist das Blitzen nur ein Weg, um an das Geld der Autofahrer zu kommen?
Mit dieser Frage beschäftigt sich auch der gestern veröffentlichte Blitzatlas des Autoclubs "Mobil in Deutschland". Denn die Erhebung hat nicht nur ermittelt, wie viele mobile Blitzer täglich in München, Berlin, Hamburg und Köln zum Einsatz kommen, sondern auch nachgeforscht, ob Radarfallen vor allem auf besonders unfallträchtigen Straßen aufgestellt werden.
Die Ergebnisse dürften alle Münchner, die gerne mal etwas schneller als erlaubt fahren, freuen. Denn von allen untersuchten Städten blitzt es in München am wenigsten, nämlich an zwölf Standorten pro Tag. Berlin kommt dagegen auf ganze 80 Radarfallen, die täglich im Stadtgebiet zum Einsatz kommen. In Köln sind es 25, in Hamburg 37 Radarfallen. Die Daten aus der Erhebung kommen aus den Meldungen auf dem Internet-Portal Blitzer.de und erfassen somit nur mobile Radarmessungen.
Besonders freut Michael Haberland, Präsident von Mobil in Deutschland, dass sich die Zahlen der mobilen Radarfallen in München seit dem letzten Blitzeratlas aus dem Jahr 2012 fast halbiert haben. "Das war auch für uns eine sehr positive Überraschung."
Eine weitere Erkenntnis, die den Mobilclub freut: die Standortwahl fürs mobile Blitzen in München . Denn vergleicht man die beliebtesten Orte für Radarkontrollen mit den unfallträchtigsten Straßen der Landeshauptstadt, wird schnell klar: Geblitzt wird vor allem da, wo es besonders gefährlich ist. Sechs der zehn Straßen mit den meisten Blitzern tauchen auch in der Top Ten der Unfallstatistik auf.
So wurden im Untersuchungszeitraum des Blitzatlas' von Januar bis Oktober diesen Jahres beispielsweise 146 Blitzer auf der Dachauer Straße gemeldet. Auf derselben Straße verzeichnete die Polizei im vergangenen Jahr 761 Unfälle mit 172 Verletzten ( siehe Grafik ). "Das heißt, die Münchner Polizei konzentriert sich auf Gegenden, in denen viel passiert. So sollte es sein, wir finden das großartig", so Haberland.
In anderen Städten ist das nach den Ergebnissen des Blitzatlas nicht der Fall. In Berlin gibt es nur eine Überschneidung, in Köln fünf. In Hamburg gibt die Polizei keine Daten zu Unfällen auf einzelnen Straßen heraus. Insgesamt vergibt Mobil in Deutschland so die Schulnote 2 an die Landeshauptstadt - die beste in der Erhebung.
Ein Umstand allerdings steht aus Sicht von Mobil in Deutschland noch zwischen München und der Bestnote: Denn während die Zahlen der mobilen Geschwindigkeitsmessungen in München in den letzten Jahren zurückgegangen sind, wurde in Sachen stationärer Radarfallen kräftig aufgerüstet. "Der mittlere Ring zum Beispiel ist inzwischen Deutschlands größte Blitzermeile", so Haberland.
Doch auch der Blitzeratlas wird von einigen Stimmen durchaus kritisch gesehen. So stört sich der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft insbesondere an der Behauptung des Mobilclubs, Geschwindigkeitsmessungen seien nur an Unfallschwerpunkten notwendig. Damit verharmlose der Blitzatlas das Zuschnellfahren, sagt Siegfried Brockmann, Leiter der Unfallforschung der Versicherer: "Tempolimits gelten eben immer, überall und für alle."