Blechen für die Bude

Wenig Platz für viel Geld: Studenten in München müssen wegen hoher Mieten und kleiner Wohnungen Leidensfähigkeit mitbringen. Die AZ begab sich wie viele Erstsemestler auf die Suche nach Zimmern.
Oberschleißheim, hinter einer Kläranlage. Dunkelgrauer Teppichboden mit großen Flecken, in der Ecke eine Kochgelegenheit. Auch das Badezimmer schreit nach einer Renovierung. Ein feuchter Rand um den Klofuß. „Der derzeitige Bewohner ist glücklich, dass er ein Dach über dem Kopf hat“, sagt der Vermieter: 18 Quadratmeter für 275 Euro, exklusive Nebenkosten. Heute startet an der LMU das Wintersemester. Die AZ hat sich auf die Spur der Neulinge gemacht und via Internet, Zeitungsanzeigen und über das Studentenwerk München auch eine „Studentenwohnung“ gesucht.
Mit der U2 raus nach Milbertshofen. Ein grauer Wohnblock, von außen nicht sehr einladend. Neun Quadratmeter für 321 Euro. Die Vermieterin nimmt inklusive Wasser und Strom 410 Euro. „Wobei der Strom am Monatsende noch abgerechnet wird, da können dann auch mal ein paar Euro zurückgezahlt werden“, sagt sie. Zwar ist der Boden im Zimmer neu gemacht und es gibt einen kleinen Balkon, allerdings ist kaum Platz für eine große Matratze.
Der Preis ist kein Einzelfall und deutlich höher, als der Münchner Mietspiegel angibt, der erst für Wohnungen ab 20 Quadratmetern gilt. Laut dem aktuellen Wohnungsmarktbarometer beträgt die Nettokaltmiete für Wohnungen von 20 bis 40 Quadratmetern 13,21 Euro pro Quadratmeter – Studenten zahlen für ihre kleinen Buden manchmal weit über 30 Euro pro Quadratmeter.
Das Zimmer in Neuhausen ist nicht ganz so teuer, dafür nur zehn Quadratmeter groß. Ein Zimmer in einem privaten Haushalt, mit mehr als einem Haken. Zwischen Türe und Bett ist kaum Platz zum Stehen, auf keinen Fall ist Platz für einen Schreibtisch. Auch Besuch ist laut Vermieterin nicht sehr erwünscht. „Ich finde das Zimmer wirklich günstig, zumal die Studentin ja alles mitbenutzen darf“, sagt die Vermieterin. Die Frau wohnt mit ihrem kleinen Sohn zusammen und zahlt für die ganze Wohnung 850 Euro. An die Studentin vermietet sie 10 Quadratmeter für 290 Euro. Im Durchschnitt kostet ein Studentenzimmer in München 245 Euro. allerdings stiegen die Nebenkosten seit 2006 um 24,9 Prozent, auch gibt es immer mehr Studenten (siehe Kasten).
Ein WG-Zimmer in der Georgenstraße in Schwabing: Die 20 Quadratmeter werden für 350 Euro kalt untervermietet. Eine WG t zusammen mit dem jungen Hauptmieter. Allerdings: Kaputte Bodenleisten, eine uralte Gasheizung. Auch das Badezimmer wirkt nicht verlockend – ist das nicht Schimmel an der Badewanne? „Unsere Privatzimmervermittlung ist sehr stark gefragt. Wir haben täglich sehr viel mehr Nachfragen von Studierenden, als wir Angebote rein bekommen“, sagt Anke van Kempen vom Studentenwerk. Von den 10 000 Wohnheimzimmern in München sind alle vergeben. Besonders für die Erstsemester ist das ein Problem. Wer nicht aus München kommt und bei den Eltern wohnen kann, muss pendeln oder findet nur mit viel Glück einen Schlafplatz. OB Christian Ude ist das Problem bewusst. „Auch in diesem Jahr erwarten die Münchner Hochschulen wieder einen Ansturm junger Studierender, die ihr Studium beginnen wollen. Für viele von ihnen findet die erste schwere Prüfung aber schon vor dem Studium statt: Sie suchen eine bezahlbare Wohnung“, sagt er. „Schon in den vergangenen Jahren war das Studentenwerk immer wieder gezwungen, Notunterkünfte für die einzurichten, die zu Beginn des Semesters kein Zimmer gefunden hatten.“
Deswegen appelliert Ude gemeinsam mit Forschungsminister Thomas Goppel an die Münchner „Wir bitten Sie: Bieten Sie Studierenden ein Dach über dem Kopf. Vermieten Sie Zimmer und Wohnungen an Studierende und gestatten Sie Ihren Mietern, an Studierende unterzuvermieten – selbst wenn es nur für ein oder zwei Semester ist. Sie verhelfen damit jungen Menschen zu einem guten Start ins Studium.“
Francesca Matthey
Wohnungs- und Zimmerangebote an das Studentenwerk München, Studentisches Wohnen, Leopoldstraße15, 80802 München, Tel.: 089 -3 81 96-2 13, Fax: 089 – 3 81 96-1 17, E-Mail: wrv@studentenwerk.mhn.de.
Morgen lesen Sie: Wie man sein Studium finanzieren kann.