Black Sabbath in München: Ozzy Osbourne liefert!
Die Kult-Band feuert ihre Klassiker in die Nacht - und erfährt dafür: Verehrung. Hat sie sich auch verdient. Die Konzertkritik vom Königsplatz
München – Kurz vorm Finale, es ist längst dunkel überm Königsplatz, wird es dann doch noch etwas gespenstisch.
Da taucht das bleiche, unwirklich große Gesicht von Ozzy Osbourne auf der Leinwand auf, riesig wie die Propyläen. „I can't hear you“, ruft es in die Nacht: Ich kann euch nicht hören! Dreimal gleich. Man kann in diesem Moment mit Schaudern glauben, der gruselige alte Mann sei schwerhörig und hilfsbedürftig.
Ist er nicht. Na gut, schwerhörig vielleicht ein bisschen, wen soll das wundern in der Branche, in der sich Ozzy Osbourne seit knapp 45 Jahren bewegt und die er quasi (mit)erschaffen hat.
Aber hilftsbedürftig: kein Stück.
Es gibt genügend Zeitzeugen unter den Abertausenden auf dem Königsplatz, die sich an schlechtere Black-Sabbath-Zeiten erinnern. An solche vor gut 20 Jahren, in denen Osbourne vielleicht drei, vier Nummer zusammengekrächzt hat und den Rest des Konzerts damit verbrachte, auf der Bühne ein bisschen zu klatschen, debil zu grölen und sich eimerweise Wasser über den Kopf zu schütten, damit der Kreislauf nicht zusammenfällt im fürchterlichen Rausch.
Der Angebete verneigt sich
Diesmal hält Osbourne (65) durch. Mehr noch. Er ist nicht nur Teil einer Show, er liefert sie.
Black Sabbath erarbeiten sich – aller jahrzehntelangen Rückschläge und aller Meldungen um die schwere Erkrankung von Gitarrist Tony Iommi zum Trotz – keine Sekunde lang Mitleid in München. Sondern Bewunderung. Und, ja auch: Verehrung.
Daraus resultiert die brillante Stimmung unter den erkennbar treuen Fans (getrübt allenfalls vom Ärger über manches langwierige Bedien-Chaos an den Bierstandln).
Ozzy wirft sich mehrmals zu Boden, als vergöttere er sein Publikum. Dabei ist er der Angebetete. Und er gibt den Seinen, wonach sie begehren.
Black Sabbath feuern ihre Klassiker auf den Königsplatz, „War Pigs“ gleich zum Start, „Black Sabbath“, „Iron Man“, „Children Of The Grave“, alles dabei. Garniert mit Stücken vom letzten Album „13“, das wohl ewig das letzte bleiben wird. Und mit einem fulminanten Drum-Solo, mit dem Tommy Clufetos als Tier in der Muppet-Show auftreten könnte (nebenbei: auch optisch).
Clufetos legt los: Ein Solo im Video
Clufetos macht Feuer mit Sticks, die klingen, als wären sie dick wie Besenstiele, aber sie fliegen wie aufgescheuchte Kolibris über die Toms. Minutenlang lässt der Drummer (34) die Menschen nach seiner Basedrum tanzen, während sich Ozzy und die alten Herren ein bisschen erholen fürs Finale: „Paranoid“, das Beste zum Schluss nach genau zwei Stunden.
Black Sabbath haben sich würdig verabschiedet von München. Vermutlich für immer.
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