"Black Jackets": Die Chefs sitzen im Knast

München - Clemens Merkl hatte sie gewarnt. Aber sie wollten nicht hören. Jetzt hat der Chef des Kriminalfachdezernats 3 – Organisierte Kriminalität – zugeschlagen – und die „Black Jackets“ hart getroffen. Neun Mitglieder der Rockergruppe hat er gestern früh festnehmen lassen, darunter den Präsidenten (24) und zwei weitere Anführer (23, 25).
Sie sollen gegen das Betäubungsmittelgesetz und das Waffenrecht verstoßen haben. Laut Merkl leisteten sie keinen Widerstand. Zwei wurden am Nachmittag wieder freigelassen.
6 Uhr am Donnerstag – die Razzia beginnt: 160 Beamte und Spezialeinsatzkommandos durchsuchen eine Arbeitsstätte und elf Wohnungen, von denen einige in Isarvorstadt da“, sagt eine Anwohnerin. Das sei nicht das erste Mal gewesen. „Mit der Shisha-Bar stimmt was nicht.“
Bei den Durchsuchungen stellt die Polizei „verschiedenes Beweismaterial sicher“ – darunter 125 Gramm weißes Pulver (wohl Kokain), 1,3 Kilogramm Marihuana, Baseballschläger, Teleskop-Schlagstöcke und einen Schlagring.
Jetzt sind die Anführer der „Black Jackets“ im Knast – weil sie seit Monaten nur Ärger machen. Seit Juni hat die Bande aus Heidenheim an der Brenz (Baden-Württemberg) eine Gruppe in München – ein so genanntes Chapter.
Die Ansage der Polizei, dass man hier keine Machtkämpfe mit anderen Gruppen toleriere, habe „überhaupt nicht gefruchtet“, sagt Merkl: Schnell erfährt die Polizei von Waffen und Drogen im Umfeld der Rocker.
*Am 14. November stürmt sie die „Lounge 62“. Einige Mitglieder hatten offenbar vorgehabt, Türsteher eines Clubs im Osten zu überfallen, um dort selbst die Macht zu übernehmen.
*Im Januar finden Beamte nach Hinweisen des Landesamtes für Verfassungsschutz eine tschechische „Skorpion“-Maschinenpistole samt Munition in der Wohnung der Freundin des Präsidenten. Die Waffe ist vollautomatisch – laut Kriegswaffenkontrollgesetz also verboten.
*Anfang Februar nimmt Polizei zwei Drogenkuriere fest: Sie wollen drei Kilogramm Marihuana zu Mitgliedern der „Black Jackets“ bringen.
Die „Black Jackets“ stellen sich selbst als eher harmlos dar – fallen aber immer wieder durch Gewalt auf (s. unten). Die rund 50 Münchner Mitglieder seien laut Merkl zumeist arbeitslos – dafür aber „enorm kampferfahren“.
Ein Leiter der „Black Jackets“ sagt im Gespräch mit der AZ nur: „Wir sind kein Schachclub.“
Drogen, Raub, Folter und Waffen: Die "Black Jackets"
25. Februar 2014: Bei einem Kickbox-Turnier in Ludwigsburg liefern sich Anhänger der „Black Jackets“ mit Mitgliedern der Jugend-Bande „Red Legion“ eine Massenschlägerei.
Dezember 2013: Ein 20-jähriger „Black Jacket“ und seine Komplizen (24, 25) werden wegen drei Raubüberfällen in Bonn zu dreieinhalb bis viereinhalb Jahre Haft verurteilt.
Oktober 2013: Ein 31-jähriger „Black Jacket“ aus Ulm muss wegen erpresserischen Menschenraubs und gefährlicher Körperverletzung ins Gefängnis. Er hatte über Stunden einen jungen Mann ausgepeitscht.
Februar 2013: Ein „Black Jacket“-Rocker gibt vor einem Ulmer Bordell drei Schüsse auf Anhänger der Gruppe „Red Legion“ ab.
Oktober 2012: 21 „Black Jacket“-Mitglieder prügeln in Stuttgart mit Schlagstöcken und Eisenstangen auf Mitglieder der rivalisierenden Gruppe „La Fraternidad“ („Die Brüderschaft“) ein.
Mai 2012: In Ludwigsburg werden sechs Männer der „Black Jackets“ wegen Verdachts der Schutzgelderpressung, des Drogenhandels und der Manipulation von Spielautomaten angeklagt.
April 2012: In einem Schnellrestaurant bei Stuttgart schlägt ein Anhänger der „Black Jackets“ mit der Faust auf ein Mitglied der „United Tribuns“ ein.