Bizarrer Prozess: Sie sticht zu, doch er nimmt's locker

Eine Frau (37) attackiert ihren Freund (53) mit dem Messer. Vor Gericht beteuern beide ihre große Liebe.
von  Anna Pfister/Sahar Qaual
Die Angeklagte Magdalena S.
Die Angeklagte Magdalena S. © jot

München - Als der Geschädigte Andrzej L. (53) im Zeugenstand aussagen muss, versichert er: "Das war doch nur ein Kratzer. Hätte sie mich umbringen wollen, dann hätte sie das gescheit gemacht."

Doch die etwa sieben Zentimeter tiefe und 1,5 Zentimeter lange Bauchwunde des Zeugen erzählt eine andere Geschichte: Nach einem Streit mit ihrem Lebenspartner am 1. September 2017 hatte die Angeklagte Magdalena S. (37) im gemeinsamen 1-Zimmer-Apartment zum Messer gegriffen und auf den 53-Jährigen eingestochen. Ihr schlafender Sohn (19) wachte von dessen Schmerzensschrei auf, griff in das Geschehen ein und fixierte seine Mutter.

Am Dienstag musste sich die 37- Jährige vor dem Landgericht München wegen versuchten Totschlags in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung verantworten.

Die fünffache Mutter leidet unter einer Persönlichkeitsstörung, Borderline und schwerer Alkoholsucht. Schon seit ihrer Jugend verletzt sie sich selbst, ein Suizidversuch liegt hinter ihr. Zu der Frage, wie es zu der Messerattacke kam, wollte sich die Angeklagte bisher nicht äußern. Jedoch beteuert sie: "Ich liebe meinen Mann und bereue die Tat. Es tut mir leid."

Der Geschädigte selbst sagt sichtlich ungern gegen seine Freundin aus, an die Tat selbst kann er sich angeblich nicht erinnern. Auf die Frage, ob die beiden verlobt seien, antwortet Andrzej L.: "Noch nicht". Der Angeklagten entlockt dieses Versprechen ein Strahlen.

Angesichts ihrer psychischen Verfassung wird Magdalena S. die Strafe in der Psychiatrie oder einer Entziehungsanstalt absitzen. Das Urteil wird am 27. Juni erwartet.
 

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