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Bitte nochmal nachdenken: Warum die Bauern mit ihren Protesten falsch liegen

AZ-Reporter Ralph Hub hat eine sehr klare Meinung zu den aktuellen Protesten der Bauern. Ein Kommentar.
Ralph Hub
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München - Die Bauern und Bäuerinnen sind sauer. Das kann man verstehen. Ihre Blockaden machen Eindruck. Wobei, wo liegt eigentlich juristisch der Unterschied zwischen Klimaklebern, die eine Straße blockieren und Traktoren, die Autobahnzufahrten blockieren? Die München-Blockade erfolgte laut Bauernverband mit Zustimmung des Bayerischen Ministerpräsidenten und seines Innenministers, beide CSU. Dort nennen manche Klimaaktivisten gerne "Klimaterroristen". Der feine Unterschied, wenn zwei das Gleiche tun, ist es nicht immer das Gleiche.

Bauernproteste um München: Die Verantwortung trägt bei weitem nicht nur die Ampel

Sollten die Landwirte ihre Wut demnächst etwas runterdimmen, hätten sie Gelegenheit, darüber nachzudenken, wer die Agrarpolitik der letzten Jahrzehnte gestaltet und zu verantworten hat. Der Grüne Cem Özdemir ist erst seit zwei Jahren Bundeslandwirtschaftsminister. Davor waren es viele Jahre lang Politiker von CDU und CSU. Die wiederum haben immer darauf gehört, was der Bauernverband sagt. Die Verantwortung für viele Dinge, die im Agrarsektor im Argen liegen, trägt also bei weitem nicht nur alleine die Ampel.

Und wer auf die schrillen Töne von Joachim Rukwied, dem Präsidenten des Deutschen Bauernverbandes achtet, könnte auf den Gedanken kommen, dass die Lautstärke vielleicht auch von der Mit-Verantwortung des Deutschen Bauernverbandes, einer der mächtigsten Lobbygruppen des Landes, ablenken soll. Steuermillionen an Agrarfabriken und Agrarkonzerne, während kleine Familienbetriebe ums Überleben kämpfen. Das hat auch der Bauernverband mitzuverantworten. Beispiel Milchpreis: Die Landwirte klagen seit Jahren, dass sie für ihre Milch keine vernünftigen Preise bekommen. Wie auch, wenn die Molkereigenossenschaften mit im Bauernverband sitzen. Die haben kein Interesse an hohen Milchpreisen, die wollen Milch möglichst billig einkaufen, damit ihre Gewinnspanne passt. So funktioniert Lobbyarbeit.

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Vielleicht sollten die Landwirte mal darüber nachdenken, was sich bei ihrer eigenen Lobby schleunigst ändern sollte. Der Parole "Die Ampel muss weg" ist simpel, aber eben nicht die Lösung der Probleme vieler kleiner Landwirtschaften.

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31 Kommentare
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  • MonacoFranze am 31.01.2024 16:25 Uhr / Bewertung:

    Sehr geehrter Herr Hub,

    prinzipiell haben Sie ja Recht. Das Versagen der Union in der Landwirtschaft wird viel zu wenig "gewürdigt". Das läuft definitiv zu geräuschlos!
    Aber, was Sie nicht bedenken: Die Derzeitigen Proteste sind einfach der Ausdruck über den Berühmten Letzten Tropfen der das Fass zum Überlaufen bringt...
    Natürlich sitzt der Bauernverband mit im Boot, und wird hier ebenfalls viel zu wenig zur Rechenschaft gezogen!
    Nur, was sollen die Bauern denn tun Ihrer Meinung?
    Letztlich ist es nunmal ihr Lobbyverband, der als Einziger konkrete Forderungen auch mal "gegen" die Politik durchsetzen könnte.
    Die Ampel ist selbstverständl. nicht für die Politik der Letzten 16 Jahre verantwortlich. Jedoch betreibt sie eine Dermaßen Provokante und Offensichtliche Poltik geg. die Bauern und den Rest der Bevölkerung, da war die Union einfach schlauer, bzw. leiser. Vielen Dank.

  • ClimateEmergency am 02.02.2024 14:00 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von MonacoFranze

    Was sie tun sollen?
    Das Hirn einschalten wäre (bei den Teilnehmern) vielleicht schon einmal ein Anfang.

    Dann käme man vielleicht auch auf etwas sinnvolles und konstruktives verglichen mit Ampel weg, unweltschädliche Subventionen, eürde nicht üer Klimaaktivisten hetzen, dann aber selber Straßen blockieren, etc.

    Am Ende braucht es eine zukunftsfähige nachhaltige Politik, die nicht nur Profit und nach mir die Sintflut im Sinn hat.

  • Knitterface am 31.01.2024 15:49 Uhr / Bewertung:

    Mal ein Frage an Metz oder die Landwirte.16 von den letzten 18 Jahren war der Landwirtschaftsminister von der Union. Die Union ist ja dafür bekannt,andere für die eigene Politik verantwortlich zu machen. Die CSU macht seit Jahrzehnten erfolgreich Opposition gegen die eigenen Beschlüsse in Berlin .Darin sind sie meisterhaft .

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