"Bits and Pretzels": Kongress trotz Krise

Das Start-up-Event Bits and Pretzels findet heuer rein virtuell statt. Um es dennoch ansprechend zu gestalten, haben die Veranstalter eine eigene Plattform entwickelt
Paul Nöllke |
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Barack Obama zwischen den "Bits and Pretzels"-Gründern Andreas Bruckschlögl, Felix Haas, Bernd Storm van's Gravesande (von links).
Bits and Pretzels Barack Obama zwischen den "Bits and Pretzels"-Gründern Andreas Bruckschlögl, Felix Haas, Bernd Storm van's Gravesande (von links).

München - Die Halle ist voll besetzt, in ein paar Minuten wird hier vor 5.000 Menschen der ehemalige US-Präsident Barack Obama sprechen und in ein paar Tagen werden alle zusammen dann auf die Wiesn gehen und dort feiern.

So fand der Start-up-Kongress "Bits and Pretzels" im September 2019 statt. Doch heute, ein Jahr später, scheint eine solche Veranstaltung unvorstellbar. Eng besetzte Stuhlreihen, ein offenes Buffet, feiern im Wiesnzelt? Die Corona-Pandemie hat all das unmöglich gemacht. Dennoch: Auch dieses Jahr soll Bits and Pretzels stattfinden, allerdings rein virtuell.

Digitalisierung bietet neue Chancen und Möglichkeiten

"Die meisten Konferenzveranstalter versuchen ihre Veranstaltungen einfach ins Digitale zu übertragen. Damit könnte man unserer Meinung nach jedoch nicht mit Tausenden kostenlosen Videoangeboten konkurrieren. Zum anderen bietet die Digitalisierung neue Chancen und Möglichkeiten, die in der Offline Welt nicht möglich sind", erklärt Andreas Bruckschlögl. Also mussten sich die Gründer von Bits and Pretzels etwas anderes ausdenken.

"Unternehmer wollen ihre Zeit effektiv und sinnvoll nutzen", meint Co-Veranstalter Felix Haas. "Wir haben das Programm ganz genau an unsere Community angepasst und uns zum Beispiel für kürzere Slots von sieben bis zehn Minuten entschieden. So erreichen wir mehr Wert für jeden einzelnen Teilnehmer."

Bits and Pretzels: "Persönliches Netzwerken ist ein Kernelement"

Wer dieses Jahr an dem Kongress teilnimmt, kauft erstmal ganz klassisch ein Ticket. Über einen Link kann man sich dann einfach anmelden. Die Veranstaltungen finden in verschiedenen digitalen Räumen statt. Teilnehmer können sich ganz klassische Vorträge anhören, und virtuelle Workshops besuchen. So weit, so normal. Doch der Kongress soll Teilnehmern mehr bieten.

"Das persönliche Netzwerken ist ein Kernelement jeder Bits and Pretzels", erklärt Mit-Veranstalter Bernd Storm van's Gravesande. "Die Teilnehmer können während der Vorträge Fragen stellen, chatten, eigene Räume öffnen oder auch gezielt nach Investoren und Business-Partnern suchen."

Virtuelles Chatten statt Netzwerken an der Kaffeemaschine

Das ist von zuhause vor dem Computerbildschirm natürlich nicht leicht. Auch darüber haben sich die Gründer Gedanken gemacht. So gibt es dieses Jahr virtuelle Chaträume, wo Teilnehmer in kleinem Kreis mit Experten sprechen können. "Und sie sich hier zu sämtlichen Themen austauschen und direkt neue, wertvolle Kontakte knüpfen können", sagt Bruckschlögl.

Das ersetzt aber natürlich nicht die persönlichen Interaktionen, die Teilnehmer auf dem Kongress normalerweise haben. Einfach mal an der Kaffeemaschine jemanden ansprechen oder beim Anstehen kurz ins Gespräch kommen, ist virtuell natürlich schwer. Doch auch hier versuchen die Veranstalter, eine Lösung zu bieten.

Founders Roulette: Kennenlernen per Zufall

"Dazu gibt es zum Beispiel unser Founders Roulette", sagt Felix Haas. Dabei werden Teilnehmer per Video nach dem Zufallsprinzip mit anderen Gästen verbunden. "Wir wollen damit den beliebten Konferenz-Effekt erhalten, bei dem man zufällig seinen nächsten Co-Founder in der Café-Schlange trifft, vielleicht aber auch einen Investor oder Weltstar, mit dem man schon immer mal sprechen wollte."

Ob all das einen guten Ersatz für den realen Bits and Pretzels Kongress bieten kann? Die Veranstalter hoffen es. "Das digitale Format hat auch manche Vorteile: Die Teilnehmer sparen "Kosten und Zeit", sagt Bernd Storm van's Gravesande. "Man kann sich zu jeder Zeit von jedem Ort dazuschalten und teilnehmen. Als amerikanischer Investor muss ich nicht mehr nach Europa fliegen, um mit unseren Start-ups in Kontakt zu treten."

Bits and Pretzels: Digitales Konzept wird vermarktet

Um ihr virtuelles Konferenz-Konzept so umsetzen zu können wie geplant, mussten die Veranstalter eine komplett neue Plattform entwickeln. "Die Plattform haben wir mit unserem Technikpartner Mayflower für uns selbst gebaut", erklärt van's Gravesande.

Doch ganz offenbar nicht nur für sie selbst. "Viele Unternehmen haben uns nach unserer Lösung gefragt. So kamen wir auf die Idee, für die Dienstleistung virtueller Konferenzen eine eigene Firma zu gründen, um auch anderen Veranstaltern bei der Ausrichtung ihrer digitalen Events zu helfen", erklärt Andreas Bruckschlögl.

Die ersten Interessenten gibt es bereits, und so wird auf der Plattform aus München sogar die Ispo, eine der größten Sportmessen der Welt, digital umgesetzt. Für ein digitales Konzept, das sich so kurzfristig aus einer globalen Krise entwickelte, ist das doch nicht schlecht.

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