Bis zum Atemstillstand: Vater schüttelt Baby fast tot
Der 32-jährige Alexander L. kann sein weinendes Kind nicht beruhigen. Bis zum Atemstillstand misshandelt er laut Anklage den Buben. Jetzt wird ihm vor dem Landgericht der Prozess gemacht
MÜNCHEN Der kleine Tom (14 Monate, Name geändert) muss künstlich ernährt werden, er leidet an epileptischen Anfällen, kann sich ohne Hilfe kaum bewegen und muss rund um die Uhr betreut werden. Dabei kam der Bub am 25. August 2008 kerngesund zur Welt.
Für den schlechten Gesundheitszustand des Kindes ist laut Anklage der Vater verantwortlich. Er soll seinen Sohn Tom so heftig geschüttelt haben, dass er nur durch eine Not-OP gerettet werden konnte. Seit gestern steht der Vater Alexander L. (32) wegen Misshandlung von Schutzbefohlenen vor dem Landgericht München II. „Ich habe nicht verstanden, wie das passieren konnte“, so der Angeklagte.
Auf 43 Quadratmetern lebte Alexander L. mit seiner Frau Barbara (41) und dem gemeinsamen Sohn in Geretsried. In der Zeit vom 3. bis zum 10. Januar 2009 war Tom wegen einer Viruserkrankung mit seiner Mutter im Krankenhaus. Obwohl die Krankheit noch nicht völlig ausgeheilt war, verließ die Mutter mit dem Kind das Krankenhaus. Tom quengelte zu Hause, weinte nachts und war nur schwer zu beruhigen.
Am 15. Januar 2009, gegen 9 Uhr, bereitete die Ehefrau in der Küche Milch für den Jungen zu. Der Angeklagte blieb im Wohnzimmer bei dem schreienden Kind. Da drehte der Vater laut Anklage durch: Er packte das Baby und schüttelte es „mit ganz erheblicher Gewalt, so dass das Köpfchen mindestens einmal nach hinten vollständig ausgelenkt wurde“ – so die Anklage. Durch das heftige Schütteln kam es zu Einblutungen in der Netzhaut und zu einer schwersten Rückbildung des Großhirns. Am 24. Januar 2009 wurde Alexander L. festgenommen.
Die Ehefrau hat ihm verziehen. Sie schrieb ihm: „Halte durch, glaub mir, es wird gut.“ Alexander L. ist gelernter Maschinenführer, schlug sich seit 2002 mit Nebenjobs durch, machte 2004 eine Schweißerausbildung. „Auch da wurde mir Ende 2008 gekündigt, weil die Auftragslage schlecht war“, so Alexander L.
Bis zur Inhaftierung jobbte er mit seiner Frau in der Putzfirma der Eltern, verdiente 400 Euro im Monat. Der Prozess dauert an. Torsten Huber