Bis zu 13 Prozent: Preise für Neubauwohnungen in München steigen enorm an
München - Puh! In immer mehr Münchner Vierteln nähern sich die Kaufpreise für Neubau-Wohnungen der 10.000 Euro/Quadratmeter-Marke. In der Maxvorstadt, der Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt und Schwabing-West liegen sie im Durchschnitt bereits darüber.
Das geht aus neuen Zahlen der Internetplattform Immobilienscout24.de hervor, die gestern veröffentlicht wurden. Das Portal hat die bei ihm inserierten Preise für 2017 nach Stadtvierteln ausgewertet – und sie für 80 Quadratmeter große 3-Zimmer-Wohnungen mit dem Vorjahr verglichen. Hier die Preise in der Übersicht:
Das Ergebnis: (Fast) durch die Bank zweistellige Steigerungsraten um die zehn Prozent! Lediglich tief im Westen, in Langwied, stiegen die Preise "nur" um 7,7 Prozent an. Überhaupt scheint das Viertel an der A8 noch so etwas wie ein letzter Geheimtipp zu sein. Von Preisen unter 5000 Euro den Quadratmeter können Kaufinteressenten anderswo nur träumen. Auch eher günstige Viertel wie Ramersdorf (7104 Euro), Berg am Laim (6977 Euro) oder Feldmoching (6632 Euro) liegen deutlich darüber.
Auch Altbauwohnungen sind enorm teuer
Der Spitzenreiter: das Lehel. Im Gründerzeit-Viertel in Isar-, Altstadt- und Englischer-Garten-Nähe wurden Neubau-Wohnungen so teuer wie nirgends sonst inseriert. Durchschnittlich 10.913 Euro den Quadratmeter wurden aufgerufen, ein Plus von 11,2 Prozent. Auf so hohem Niveau bewegen sich im Lehel übrigens auch die Kaufpreise für Altbau-Wohnungen, wie ein Blick auf Immobilienscout24 gestern zeigte. Dort wird etwa eine 74-Quadratmeter-Wohnung für 835.000 Euro angeboten, eine 90,5-Quadratmeter-Wohnung soll 1,05 Millionen Euro wert sein.
Einen seltsamen Ausreißer nach unten weist die Karte auf: Angeblich kosten Neubau-Wohnungen in der Altstadt nur 6746 Euro. Wer Schnäppchen ausgerechnet mitten in der Stadt wittert, wird aber wohl enttäuscht werden. Hier ist das Angebot traditionell sehr klein, Neubauwohnungen sind aktuell überhaupt keine zu finden.
Und wie geht es weiter am Markt? Wird es immer noch teurer? CDU, CSU und SPD haben sich dem Thema Wohnungsnot in ihren Koalitionsverhandlungen gewidmet. Unter anderem soll es ein Baukindergeld geben, von dem Familien mit Kindern profitieren könnten, die Immobilien kaufen wollen.
Der Blick in die Zukunft ist düster
Außerdem soll der Neubau frei finanzierter Wohnungen im "bezahlbaren Mietsegment" mit höheren steuerlichen Abschreibungen unterstützt werden. Die Koalition peilt in den nächsten vier Jahren 1,5 Millionen neue Wohnungen deutschlandweit an.
Was das für München verändert? Sehr wenig, glauben Vertreter der Hausbesitzer. Rudolf Stürzer, der Chef von "Haus und Grund", verweist auf die immer noch niedrigen Zinsen, die extrem hohe Zuzugsprognose, die den Druck auf den Markt noch steigern dürfte, den wenigen Platz für Neubau in der Stadt. Und: darauf, dass in München inzwischen fast alle Käufer kaufen, um selbst in die Wohnungen einzuziehen.
Trotz der hohen Mieten sei die Rendite in München eben inzwischen so niedrig wie kaum irgendwo sonst. Baukindergeld und höhere steuerliche Abschreibungen hält Stürzer nur für ein "schönes Zubrot. Das wird niemanden, der es jetzt nicht kann, in die Lage versetzen, sich eine Wohnung in München zu kaufen."
Stürzer erwartet eine weitere Annäherung der Preise in der Stadt. Der Druck auf Viertel wie Langwied könnte also auch noch schneller steigen. Ein Ende des Wahnsinns ist nicht in Sicht.