Bis die Socken qualmen

35 Grad, Disco-Girls und ein Stein im Laufschuh: Was der AZ-Reporter beim Stadtlauf erlebt
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Erst im Ziel ging er baden: AZ-Reporter Ralph Hub
Martha Schlüter Erst im Ziel ging er baden: AZ-Reporter Ralph Hub

MÜNCHEN - 35 Grad, Disco-Girls und ein Stein im Laufschuh: Was der AZ-Reporter beim Stadtlauf erlebt

Xerxes macht mich fertig. Nicht der olle Perserkönig – ich mein’ das Sommerhoch. Kurz vor acht Uhr morgens ist es, die Sonne brennt gnadenlos vom Himmel.

Über 17000 Starter in orangeroten Shirts tummeln sich rund um die Mariensäule. Zwei Disco-Girls der letzten Nacht schlängeln sich elegant durch die Menge – schwarz gekleidet mit Highheels und goldfarbenen Lacktäschchen. „Ich glaub’, wir sind hier falsch“, säuselt die eine. Doch ihre Freundin hat längst ein paar stramme Joggerwaden ins Visier genommen. Zu ihrem Bedauern hat der dazugehörende Typ aber kein Interesse an ihr. Er will laufen.

Zum Sound von „Fluch der Karibik“ kracht wenig später der Startschuss. Die Jogger traben los, als wären alle Zombie-Piraten der Black Pearl auf einmal hinter ihnen her. Das Gedrängel ist unbeschreiblich: Ungefähr so muss es sich anfühlen, wenn man als rotes Blutkörperchen durch eine Arterie gepresst wird.

Jeder will nur möglichst schnell raus aus der Hitze und rein in die Kühle des Englischen Gartens: endlich Platz, endlich Schatten. So läuft es sich gleich viel entspannter.

Vor mir unterhalten sich zwei Mittvierziger. Der eine macht ein Gesicht, als sei er eben disqualifiziert worden. „Mein Sohn“, keucht er, „hat heute Abi-Feier und ich darf deshalb das Achtelfinale nicht sehen.“ Was für ein Glück, dass meine Kinder noch ein paar Jahre bis zum Abi haben. Dafür plagt mich ein anderes Problem. Ein Steinchen hat sich in den linken Schuh gemogelt und scheint dort auf Knödelgröße anzuwachsen. Anhalten, Schuhe ausziehen? Kommt nicht in Frage! Das kostet Zeit und die hab’ ich nicht. Kurz hinter Kilometer 15 hat sich das Problem von selbst erledigt. Ein Glück, dass meine Laufschuhe Löcher haben.

Trotz der gefühlten 35 Grad läuft es sich eigentlich recht gut. Um mich herum wuselt ein orangerotes Jogger-Meer. Fast allen geht’s gut. Entsprechend wenig haben die BRK-Sanitäter zu tun. Bei Kilometer 19 sitzen drei Sanis gemütlich auf einer Bierbank und feuern das Feld an.

Schwupps spuckt uns der Englische Garten wieder aus. Durch den Hofgarten geht es zurück zum Marienplatz: 21000 Meter – und jeder einzelne hat Spaß gemacht. Zeit: 1:45:36. Passt scho.

R. Hub

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