Bin Laden: So reagieren muslimische Geistliche
MÜNCHEN - In München diskutieren Menschen immer noch über die Frage: Darf man sich über den Tod eines Menschen Freude? Und wenn ja: wie?
Die Meinung führender Muslime hierzu ist besonders spannend. Abu Adam, der Imam der Münchner Darul-Quran-Moschee am KVR in der Ruppertstraße, erzählt der AZ: „Wir haben die Nachricht vom Tod Osama bin Ladens mit großer Freude aufgenommen. Ich habe diese Neuigkeiten sofort per SMS, Email und Telefon verbreitet, wir haben in der Moschee und überall gefeiert. Endlich hat diesen Teufel die gerechte Strafe ereilt.”
Abu Adam weiter: „Es spielt keine Rolle, ob die Amerikaner Menschen von der dunklen Seite zur Strecke bringen, oder ob Allah sie straft – es kommt alles von Gott. Alle Köpfe, die die Menschheit verderben, sollten sterben, das wäre besser für die Welt.”
Abu Adam hat auch persönliche Gründe, sich zu Freude. Der schlanke Mann mit dem graumelierten Bart sagt es so: „Viele unserer Leute haben mit großem Humor reagiert: Jetzt muss ich mich wenigstens nicht mehr sorgen, dass mich jemand versehentlich erschießt, weil ich aussehe wie Osama.”
Auch Benjamin Idriz, der Imam der Islamischen Gemeinde Penzberg und Vorsitzende des Zentrums für Islam in Europa, hat sich zum Tod bin Ladens geäußert. Der „Erfolg der Sicherheitskräfte” sei „ein Hoffnungszeichen für eine friedlichere Welt, denn Terroristen dürfen niemals in Ruhe schlafen”, erklärt Idriz. „Wir hoffen, dass dieses Ereignis mehr Sicherheit in der Welt stiftet und zum Vertrauen innerhalb der Gesellschaft zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen beiträgt.”
Der Geistliche, der in München ein Islam-Zentrum schaffen möchte, sagt: „Der Islam gebietet uns, für die Sicherheit der Menschen in der Welt einzustehen. Deshalb ist für uns gemeinsame Wachsamkeit mit allen friedliebenden Menschen ebenso wie mit den zuständigen Behörden eine Selbstverständlichkeit.”