Bilder von der Wasserburger Landstraße in München: Die lange Meile
Zugegeben, die meisten, die nicht vor Ort wohnen oder hier arbeiten, kennen die Straße eher aus Autofensterhöhe. Man fährt doch eher durch, als dass man anhält, ärgert sich gelegentlich über den Stau und denkt eigentlich immer: Hört diese Straße denn niemals auf? Und wenn sie dann endlich aufhört, ist man schon in Haar.
Wer sich mal die Zeit nimmt und tatsächlich zu Fuß geht, stellt fest, dass es durchaus Interessantes zum Anschauen gibt.
Als ich Anfang der 80er nach München kam, kannte man die Wasserburger Landstraße eher als Eldorado des Gebrauchtwarenhandels. Eine bunte Gegend, voller Fähnchen, Wimpel und Schmucklametta, gespannt über die vielen Plätze mit zum Teil augenblutenbunten Blechkarossen.
Erinnern wir uns – in den 70ern gab es Autos in den knalligsten Farben. Grellorange, Froschgrün, ein Gelb, hinter dem sich jeder Zitronenfalter verstecken musste. Heute ersetzt durch feuriges Grau. Ja, und die Autos aus den 70ern standen dann Anfang der 80er gebraucht in Trudering. Mehr oder weniger fahrbereit, mehr oder weniger schön. Dazwischen dicke Amischlitten, die dann später abendelang die Leopoldstraße rauf- und runterfuhren. Wenn sie denn fuhren. Eine Garantie auf die Gebrauchten gab es nicht – und wenn, endete sie spätestens nach der Barzahlung mit dem Verlassen des Geländes.
Gekauft wie gesehen, damit war alles gesagt. Verkauft wurde aus Wohnwagen oder schnell zusammengezimmerten Holzbuden, von Händlern mit dicken Geldscheinrollen in den Taschen. Goldgräberzeiten. Heute haben die etablierten Marken ihre Autosupermärkte dort gebaut.
Die Wasserburger Landstraße ist bunt geblieben
1984 zerhackten hühnereiergroße Hagelkörner die Gegend, manch ein nicht mehr fahrbereites Fahrzeug wurde vergoldet – und manche Hagelkörner wurden in den nächsten Tagen mit dem Hammer in buntes Blech geschlagen.
Der damals nahe Flughafen verursachte auch die eine oder andere Katastrophe durch den nahen Flugbetrieb. So streifte 1987 eine Maschine vor der Landung den McDonald’s. Das Lokal brannte ab, neun Menschen starben. Ein Inferno.
Heute ist "die Wasserburger" immer noch eine Straße, in der alles zu finden ist. Kleine Einfamilienhäuschen mit netten Vorgärten, Reihenhäuser, moderne Wohnbauten, Hotels, zurückgesetzte Villen, Einkaufszentren, viele Baustellen und noch mehr Autos. Und ein bisschen bunt ist sie auch geworden. Oder geblieben.
In diesem Sinne eine schöne Woche,
Ihr Sigi Müller

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