Bilanz der Münchner Einzelhändler: "Die Bescherung fiel aus!"
München- Es dauerte wenige Sekunden, und man stand im Laden: Die 2G-Einlasskontrolle vor den Geschäften, bei der Impfnachweis und Ausweis kontrolliert wurden, sie schien reibungslos zu funktionieren. "Die Leute verstehen das zum Großteil. Ich wurde nur einmal als Nazi beschimpft", sagte ein Mitarbeiter, der hier kontrolliert, "aber sonst klappt das alles gut."
Nicht so gut lief hingegen der Verkauf im Inneren des Kaufhauses. Zwei Tage vor Weihnachten war es zwar nicht leer, aber doch sehr ruhig. Selbst in der Schmuckabteilung drängte sich niemand um die Vitrinen, an der Kasse standen kaum Leute an.
"Die Leute bestellen online, der Umsatz geht dann an Amazon"
"Das Weihnachtsgeschäft ist eine einzige Enttäuschung!", meinte Bernd Ohlmann, Geschäftsführer beim Handelsverband Bayern auf AZ-Anfrage. Zumindest in den Münchner Läden. "Es liegen ja nicht weniger Geschenke unter dem Baum, aber die Leute bestellen eben viel mehr online." Das habe sich auch in diesem Jahr noch einmal verstärkt. Dieser Umsatz gehe dann vor allem an Online-Riesen wie Amazon, Zalando oder Ebay - und fehle in den Geschäften.

Dadurch werde der stationäre Einzelhandel auch in diesem Jahr rote Zahlen schreiben, prophezeit Ohlmann. "In diesem Jahr fällt die Bescherung für den Handel aus!" Grund dafür sei auch die 2G-Regelung, durch die der "ohnehin saft- und kraftlose Einzelhandel noch einen Schlag hinnehmen musste", meint Ohlmann.
Das Weihnachtsgeschäft ein Totalausfall? Etwas optimistischer ist da Wolfgang Fischer vom Verband der Innenstadthändler, Citypartner. Auch er sieht bei den Besuchszahlen zwar deutliche Rückgänge, aber die seien nicht unbedingt so schlecht wie erwartet. "Vielleicht ist der Knoten doch ein bisschen geplatzt", meint er.
Gerade das vergangene Wochenende und der Montag waren für die Geschäfte recht starke Tage gewesen. Das Geschäft lief allgemein "ganz okay".
Viele Münchner schenken Gutscheine und Bargeld
Durch das kalte Wetter lief vor allem der Verkauf von Winterkleidung und Wintersportartikeln deutlich besser als vorheriges Jahr - auch wenn es dort in manchen Fällen Lieferschwierigkeiten gegeben habe. Doch welche Geschenke kauften die Münchner, wenn sie denn in die Läden gehen? "Gutscheine", sagt Ohlmann. "Gutscheine und Bargeld machten unseren Schätzungen zufolge ein Drittel der Geschenke aus."
Erst an zweiter Stelle standen Geschenke-Klassiker, wie teure Uhren, Bücher, Parfüm und Schmuck. Die Beliebtheit von Gutscheinen sei auch daran zu erkennen, dass die Münchner kaum noch Geschenke zurückgäben. "Nur noch fünf Prozent tauschen Geschenke nach dem Fest um", erzählt Ohlmann.
Doch gerade weil in diesem Jahr wohl wieder viele Gutscheine und Geld verschenkt werden, ist das Weihnachtsgeschäft auch nach den Feiertagen noch nicht ganz abgeschlossen. "Wir sagen immer, das Christkind dreht eine Ehrenrunde", erklärt Ohlmann. Leute würden dann ihr geschenktes Geld beim Shoppen ausgeben, ihre Gutscheine einlösen und dabei gerne auch noch etwas mehr kaufen. Eine zweite Bescherung nach Weihnachten? Der Einzelhandel könnte das sicherlich gut vertragen.