Big Brother bei Burger King
Wurde die erste Münchner Betriebsratsgründung beim Schnell-Restaurant "Burger King" mit einer Minikamera ausspioniert? Das wäre ein grober Verstoß gegen demokratische Grundrechte. Jetzt droht eine Strafanzeige.
MÜNCHEN Es ist ein Skandal, der selbst die Bespitzelungs-Methoden von Lidl in den Schatten stellen könnte: Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) will heute ein Video vorstellen, dass die Fast-Food-Kette Burger King mit einer Mini-Kamera von ihren Mitarbeitern aufgenommen haben soll. Es zeigt die Beschäftigten nicht bei der alltäglichen Arbeit, sondern ausgerechnet bei der Gründung des ersten Betriebsrats in München. Das wäre ein grober Verstoß gegen demokratische Grundrechte.
Bereits seit längerem klagen die Mitarbeiter der amerikanischen Fast-Food-Kette über geringe Löhne und Arbeitszeiten von bis zu 14 Stunden am Tag. Durch die Gründung eines Betriebsrates, wie es ihn bei dem Unternehmen lange Zeit nicht gab, sollte die willkürliche Gestaltung der Arbeitsbedingungen beendet werden.
Am 21. April hatten sich Mitarbeiter aller Münchner Burger King-Restaurants deshalb in der Filiale in der Chiemgaustraße getroffen, um im ersten Stock die Betriebsratsgründung abzuhalten. Insgesamt nahmen 176 Mitarbeiter an der zweistündigen Versammlung teil.
Was die Teilnehmer nicht wussten: Während sie den Wahlvorstand wählten, wurden sie offenbar mit einer Minikamera gefilmt. Der NGG liegt ein Video-Dokument vor, dass die strafbare Handlung zeigt. „Ein Skandal“, wetterte Münchens NGG-Chef Freddy Adjan,
„Die Reaktion von Burger King übertrifft sogar Lidl-Methoden“, sagte der Gewerkschaftler: „Es darf nicht sein, dass ein Unternehmen seine Mitarbeiter bei der Ausübung ihrer demokratischen Rechte überwacht“. Außerdem berichtet Adjan, dass Mitarbeiter nach dem Filmdreh psychisch unter Druck gesetzt worden sind.
Deshalb will die Gewerkschaft in der kommenden Woche Strafanzeige gegen das amerikanische Unternehmen stellen. „Derartige Methoden könne wir nicht dulden“, sagte Münchens NGG-Chef.
Von Burger King lag zu dem Vorfall zunächst keine Stellungnahme vor.
Daniel Aschoff
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