Bierdurst, Ochsenhunger, aber auch Terrorangst auf der Wiesn

THERESIENWIESE - Nach den Taliban-Videos und tieffliegenden Werbeflugzeugen ist die Stimmung auf der Wiesn nervös. Dem Bierkonsum tut das keinen Abbruch. Im Gegenteil: Zur Halbzeit wurden 200000 Maß mehr verkauft.
Polizisten an jedem Eingang, Taschenkontrollen, Spürhunde: Die Stimmung auf der Wiesn ist nervös. Nachdem Videos der Taliban und von Osama Bin Laden aufgetaucht sind, in denen Europa und Deutschland mit Anschlägen gedroht wird, hat die Münchner Polizei die Sicherheitsmaßnahmen erhöht. „Wir haben das Personal aufgestockt“, sagt Polizeisprecher Wolfgang Wenger. „Wir nehmen die Videos ernst.“
Das Gedränge am Wochenende war groß: 3,3 Millionen Menschen haben die Wiesn bislang besucht. Bei der Polizei gingen am Wochenende besorgte Anrufe ein, ob es Bomben in einzelnen Zelten gebe. Gerüchte und SMS mit Terror-Warnungen geistern durch München, Taxifahrer oder Freunde von Freunden wollen etwas gehört haben. „Wir haben jedes Jahr Warnungen, das ist nichts Neues“, sagt Wenger, „100-prozentige Sicherheit gibt es aber nie.“
Auch Wirt Peter Schottenhamel beruhigt. „Ich glaube nicht, dass etwas hinter den Drohungen steckt.“ In den kommenden Tagen werden öfter Taschen kontrolliert, jeden Morgen die Zelte mit Sprengstoffhunden abgesucht. 17 Kameras überwachen das Gelände. Die Polizei will die Parkverbotszone rund um die Theresienwiese ausweiten, aus Angst vor Autobomben. Trotz aller Warnungen meint Wenger: „Es ist falsch, jetzt in Panik zu verfallen.“ Es werde „alles, wirklich alles“ getan, um einen Anschlag zu verhindern.
Innenminister setzt Flugverbot über der Wiesn durch
Bereits am Samstag hat Bayerns Innenminister Joachim Herrmann ein Flugverbot über der Wiesn durchgesetzt. „Eine Flugverbotszone erscheint uns aufgrund der aktuellen Sicherheitslage für geboten“, sagte Hermann. Am Donnerstag hatte ein tief fliegendes Werbeflugzeug Besucher verunsichert. Wiesn-Chefin Gabriele Weishäupl sagt: „Die Gefahrenlage auf der Wiesn ist derzeit nicht anders als bei allen Großveranstaltungen in Deutschland.“
Bislang verlief die Wiesn friedlich – und erfolgreich. Die Besucher tranken 3,3 Millionen Maß Bier (200000 mehr als 2008) und verputzten 60 Ochsen (2008:56). Der Umsatz von alkoholfreien Getränken steigerte sich um 15 Prozent. Verlierer sind die Fahrgeschäfte: bis zu 40 Prozent Minus! „Das kleine Budget ist mit Mandeln und einem Luftballon schnell aufgebraucht“, sagt Paula Eckl von „Techno Power“.
Anne Kathrin Koophamel