Bier wird teurer – auch bei Münchner Brauereien: "Es trifft alle momentan"

Dem Bayerischen Brauerbund zufolge haben sämtliche Brauereien derzeit mit steigenden Produktionskosten zu kämpfen. Die Folge: Das Bier wird teurer. Die AZ hat bei Münchner Brauereien nachgefragt, wie groß die Preissteigerung ist.
von  Michael Schleicher
Bierflaschen in der Abfüllanlage von Giesinger Bräu. (Archivbild)
Bierflaschen in der Abfüllanlage von Giesinger Bräu. (Archivbild) © imago/Stefan M Prager

München - Freilich, es ist kein Geheimnis: In Bayern hat das Bier einen besonders hohen Stellenwert – nicht umsonst wird das "flüssige Brot" noch immer häufig als Grundnahrungsmittel im Freistaat bezeichnet. Doch auch hier machen die weiter steigenden Preise im Lebensmittelsektor nicht Halt: Auch das Bier wird teurer!

Diesen für Konsumenten wenig erfreulichen Trend gab auch der Bayerische Brauerbund bei seiner Jahrespressekonferenz im Februar bekannt. Von Malz und Hopfen, über Glasflasche und Etikett, bis hin zum Kronkorken: Beim bayerischen Bier seien in letzter Zeit die Produktionskosten in fast allen Bereichen gestiegen.

Zwar lag der Bierabsatz in Bayern im vergangenen Jahr wieder leicht über dem Vor-Corona-Niveau, darauf dürfe man jedoch nicht gleich auf eine gute wirtschaftliche Lage der Branche schließen. Wegen der steigenden Preise stünden die Brauereien zunehmend unter Druck, sagte Brauerbund-Präsident Georg Schneider. Er halte höhere Bierpreise daher für unumgänglich.

"Seit Februar 2022 erleben wir eine Kostenexplosion in fast allen Bereichen", sagte Schneider. "Die Brauwirtschaft leidet flächendeckend unter erheblichen Steigerungen der Beschaffungskosten vor allem für Energie, aber auch Rohstoffe, Flaschen, Kartonagen und so weiter."

Teureres Bier? Nachfrage bei den Münchner Brauereien

Doch wird das Bier wirklich überall teurer? Die AZ hat bei den großen Münchner Brauereien nachgefragt.

So ist bei Hofbräu beispielsweise eine Preiserhöhung um durchschnittlich vier Prozent im ersten Quartal 2023 geplant, wie ein Brauerei-Sprecher auf AZ-Anfrage erklärt. Für die Brauerei sei der Schritt unumgänglich. "Die gestiegenen Kosten in vielen Bereichen treffen alle Brauereien", sagt der Sprecher.

Preissteigerung: Kasten Bier kostet seit Februar einen Euro mehr

Doch nicht nur bei den ganz Großen wird das Bier teurer, mit Giesinger Bräu musste auch eine mittelgroße Brauerei in München die Preise bereits anpassen. "Wir mussten leider auch die Preise leicht erhöhen, da wir sonst nicht mehr wirtschaftlich arbeiten können", sagt Steffen Marx, Gründer und Geschäftsführer von Giesinger Bräu, der AZ. Konkret bedeutet das: Seit dem 1. Februar wurde der Preis pro Flasche um fünf Cent erhöht. "Das heißt, für den Konsumenten ist der Kasten Giesinger Bier damit einen Euro teurer geworden", so Marx.

Das Beispiel von Giesinger Bräu zeigt, dass vor allem auch kleinere und mittelgroße Brauereien mit den gestiegenen Produktionskosten zu kämpfen haben. Für Marx "eine wirklich große Herausforderung", denn nahezu alle Lieferanten und Versorger hätten ihre Preise drastisch erhöht. Die Konsequenzen für den Kunden möchte er aber so gering wie möglich halten. "Wir möchten und können diese Erhöhungen nicht 1:1 weitergeben, denn Bier muss bezahlbar bleiben."

Giesinger-Bräu-Chef Steffen Marx. (Archivbild)
Giesinger-Bräu-Chef Steffen Marx. (Archivbild) © Sigi Müller

Die Unternehmensgruppe Anheuser-Busch InBev, zu der unter anderem Spaten und Löwenbräu gehört, gibt sich etwas bedeckter. Aus kartellrechtlichen Gründen könne keine Aussage zu Preisentwicklungen getroffen werden, heißt es auf AZ-Anfrage.

Die gestiegenen Produktionskosten wären jedoch auch bei AB InBev zu bemerken, erklärt ein Unternehmenssprecher. "Die drastisch steigenden Kosten, um qualitativ hochwertige Biere wie bei Spaten und Löwenbräu zu brauen und in den Vertrieb zu bringen, belasten natürlich auch uns." Nicht nur die Kosten für Strom und Gas seien nach oben gegangen, vor allem die Preise "für Braumalz, Hopfen und Verpackungsmaterial wie Neuglas und Kronkorken" seien "extrem gestiegen".

Eine mehrmalige AZ-Anfrage an die Augustiner-Brauerei sowie die Paulaner-Brauerei (zu der auch Hacker-Pschorr gehört) blieb bislang leider unbeantwortet.

Brauerbund-Chef: "Es trifft alle Brauereien momentan"

Doch auch hier ist davon auszugehen, dass die Preise (früher oder später) steigen werden. "Es trifft alle Brauereien momentan", sagt Walter König, Geschäftsführer des Bayerischen Brauerbunds im Gespräch mit der AZ. "Alle rechnen und überlegen, wie sie diese starke Kostenbelastung in die Abgabepreise für ihre Bierspezialitäten hineinbringen."

Eine übergreifende Branchenlösung gebe es jedoch nicht, jede Brauerei entscheide und rechne für sich, aber jede rechne dabei eben auch anders. König erklärt das an einem Beispiel: "Brauereien mit geringerer Produktivität (Hektoliter pro Mitarbeiter) haben einen höheren Personalkostenaufwand und müssen entsprechend auch anders kalkulieren." Was jedoch bei allen Brauereien gleich ist: Sie alle haben mit den gleichen Kostensteigerungen beim Malz- und Hopfeneinsatz zu kämpfen.

Keine gleichzeitige Preiserhöhung der Brauereien

"Die Produktionskostensteigerung können die Brauereien nicht schlucken. Selbst wenn sie es wollten, können sie es nicht", sagt König. Die Folge: "Die Kostenbelastungen, die immens sind, müssen irgendwie weitergegeben werden." Eine gleichzeitige Preisanpassung bei allen Brauereien wird es laut König jedoch nicht geben. Grund dafür sind die Verträge, zum Beispiel für Roh- und Hilfsstoffe oder Energie, die jede Brauerei hat. "So wie diese Verträge sukzessive auflaufen, so werden auch die neuen Verträge, die zu deutlich höheren Kosten reinschlagen, die Produktionskosten nach oben treiben", sagt König dazu.

Ihm zufolge wirken sich die Preisanpassungen der Brauereien im Handel weniger stark aus als in der Gastronomie. "Die Kostensteigerungen, die ein Wirt oder Betreiber einer Gastro noch zusätzlich umlegen muss, verteuern natürlich auch das Bier in der Gastro prozentual mehr als im Handel."

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