Bier im Morgengrauen

Sie sind immer jünger und kommen immer früher zu den Wiesn-Zelten: Allein am ersten Wochenende wurden auf dem Oktoberfest 900 000 Besucher gezählt.
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Der Rest vom Vorglühen: leere Bierflaschen vor den Zelten.
dpa Der Rest vom Vorglühen: leere Bierflaschen vor den Zelten.

MÜNCHEN - Sie sind immer jünger und kommen immer früher zu den Wiesn-Zelten: Allein am ersten Wochenende wurden auf dem Oktoberfest 900 000 Besucher gezählt.

Der Wahnsinn beginnt im Morgengrauen: Etwas schlaftrunken und mit Bier- und Schnapsflaschen bewaffnet, trotten die ersten Hartgesottenen zum Schottenhamel. Auch vorm Hofbräu-Zelt heißt es um sechs Uhr bereits Schlange stehen. Genauso wie etwas später am Hackerzelt und vorm Augustiner. „Immer jünger und immer früher“, wird Gabriele Weishäupl später über die Festgäste und ihre Wiesn-Gewohnheiten am Tag des Anstichs feststellen. Der ganz normale Wiesn-Wahnsinn.

Ab acht Uhr herrscht auf dem Festgelände dann bereits Ausnahmezustand. Bis zur Mitte der Wirtsbudenstraße reicht die Schlange der Wartenden vorm Hackerzelt. Vorsichtshalber wird früher aufsperrt, um Druck von den Türen zu nehmen. Am Hofbräuzelt müssen sich die Besucher – in der Mehrzahl am ersten Wochenende traditionell Australier und Amerikaner – dagegen bis 9.15 Uhr gedulden, ehe sie endlich ins Innere gelassen werden. Zu dieser Zeit reicht die Schlange der Wartenden bis kurz vorm Autoscooter Distel auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Auch an den Nebeneingängen geht gar nichts mehr.

"Wir müssen nehmen, was noch offen ist"

Ein paar Augenblicke später ist dann schon wieder alles vorbei. Nach nicht einmal fünf Minuten sind die ersten Zelte dicht. „Wir müssen jetzt nehmen, was noch offen ist“, rufen sich drei Jugendliche vorm verschlossenen Hippodrom zu. Aber selbst diese Auswahl fällt schwer. Um 10 Uhr ist fast kein Zelt mehr geöffnet. Um 14 Uhr sind dann alle Bierburgen verschlossen.

Für ein 17-jähriges Mädchen endet das Gedränge vorm Zelt kurz nach 9 Uhr in der Hauptsanitätsstation. Beim Versuch, ins Winzerer Fähndl zu gelangen, quetscht sie sich den Fuß ein und muss behandelt werden.

Insgesamt sind es rund 900 000 Menschen, die am ersten Wochenende aufs Festgelände strömen. Sie trinken 450 000 Maß Bier und verzehren elf Ochsen. In den Wiesn-Cafés sind angesichts der kühlen Temperaturen Heißgetränke der Renner: „Auch gebrannte Mandeln wärmten die Hände und wurden gern gekauft“, sagt Weishäupl.

Insgesamt behandeln die 249 Rotkreuzhelfer am ersten Wochenende 1238 Patienten, davon mussten 519 Personen ärztlich versorgt werden. Die erste Alkoholleiche ist ein 17-jähriger Münchner, der nach zwei Maß Bier und einem Kräuterschnaps gegen 14.45 Uhr hinter dem Schottenhamel zusammenbricht. Er wurde von seiner Mutter abgeholt.

Deshalb bleibt zum Auftakt auch ein fader Beigeschmack: „Teilweise ging es vor den Zelten zu wie in einem Freigehege“, hat Weishäupl beobachtet. Vor allem das so genannte „Vorglühen“ der Wiesn-Gänger wird zum Problem: „Viele bringen sich ihr Bier und den Schnaps von zu Hause mit und trinken es vor den Zelten.“

Daniel Aschoff

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