Bier-Bann bleibt: Alkohol-Tabu spaltet rot-grünes Bündnis

MÜNCHEN - Also doch: Der Stadtrat empfiehlt der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG), am umstrittenen Alkoholverbot festzuhalten. Bereits seit letzter Woche gilt der Bier-Bann in allen U-Bahnhöfen - und es kommt noch strenger...
Der Stadtrat hat dem Alkoholverbot in der U-Bahn am Dienstag nachträglich seinen Segen gegeben. Denn eigentlich hatte die MVG die Stadtpolitiker schon vor vollendete Tatsachen gestellt – und sich damit auch einige Kritik eingebrockt. Bereits seit letzter Woche gilt der Bier-Bann in allen U-Bahnhöfen. Im Laufe des Jahres soll auch der Konsum in den Fahrzeugen – also in U-Bahn, Bus und Tram – verboten werden.
"Große Koalition" befürwortet das Verbot - die Grünen sind dagegen
Das neue Alkohol-Tabu spaltete am Dienstag das rot-grüne Bündnis. Mit einem Dringlichkeitsantrag hatten die Grünen noch versucht, es zu stoppen. „Die meisten Personen, die alkoholisiert in der U-Bahn sind, haben sich ja nicht in den 10 Minuten U-Bahn-Fahrt betrunken“, argumentierte Fraktions-Chefin Lydia Dietrich. Das Verbot führe lediglich zu einer „Komplizierung des öffentlichen Lebens.“ Schelte gab es für die MVG, weil sie den Bier-Bann in Eigenregie beschloss – ohne den Stadtrat einzubinden. Dietrich sprach von einem „sehr, sehr unguten Vorgehen.“
Doch alle Kritik, auch von Seiten der FDP, nutzte nichts. Denn der Stadtrat segnete das Verbot letztlich mehrheitlich ab. Er empfahl der MVG, daran festzuhalten. Möglich wurde dieses Ergebnis, weil sich im Rathaus kurzzeitig eine große Koalition bildete. „Es ist jemandem doch wohl zuzumuten, eine Viertelstunde lang in der U-Bahn keinen Alkohol zu trinken!“, sagte CSU-Mann Manuel Pretzl. Lachend ließ OB Ude den Stadtrat, der für seine ruppigen Rats-Reden bekannt ist, daraufhin wissen: „Herr Pretzl, wir müssen beide damit leben, dass ich voll und ganz ihrer Meinung bin.“
Nur wenige Fahrgäste fühlen sich in der U-Bahn unsicher
Im Vorfeld hatte auch SPD-Fraktionschef Alexander Reissl noch Bedenken gegen das Verbot geäußert. Doch MVG-Chef Herbert König gelang es, die SPD zu überzeugen. Im Stadtrat legte er gestern nochmal die Gründe für die neue Regel dar. Zwar würden sich nur 7,2 Prozent der Fahrgäste wirklich unsicher fühlen – das ergab eine umfangreiche Untersuchung. Aber ein großer Teil der Befragten habe angegeben, „verunsichernde Erlebnisse“ gehabt zu haben – und dazu zählte auch die Begegnung mit Alkohol trinkenden U-Bahn-Nutzern. In anderen Städten sei der Bier-Bann im Nahverkehr schon lange gang und gäbe – etwa in Berlin, Köln, Stuttgart oder Frankfurt.
Julia Lenders