Bibliothek der verbrannten Bücher: Stadtratsmehrheit lehnt Kauf ab
MÜNCHEN -
Die Stadt wird die „Bibliothek der verbrannten Bücher“ nicht kaufen. Das beschloss der Stadt gegen die Stimmen von CSU, FDP und Die Linke. Die einzigartige Bibliothek ist die Privatsammlung des Gräfelfingers Georg P. Salzmann und umfasst rund 12000 Bände. Das sind die Titel aller Bücher, die bei der Bücherverbrennung im Mai 19033 auf den Scheiterhaufen landeten. Viele der Titel kann man heute nicht mehr kaufen, viele Autoren waren nach dem Krieg tot und sind heute vergessen. Stadtrat Marian Offman (CSU)hatte sich vehement für den Kauf engagiert. Doch die Stadtratsmehrheit lässt der Stadt Augsburg die Chance, weil sie mit dem Sammler um den Kauf verhandelt und die Bücher in der Uni komplett zur Verfügung stellen will.
SPD: Chance für eine andere Stadt in der Metropolregion
"Mit Verzicht auf den Ankauf der so genannten Bibliothek der verbrannten Bücher, lässt die Stadt München einer anderen Stadt in der Metropolregion die Chance, diese Sammlung anzukaufen", so die SPD im Rathaus. Im Vorfeld hätten das neue NS-Dokumentationszentrum aus Platzgründen und die Münchner Stadtbibliothek einen Ankauf abgelehnt . Vor allem aufgrund der Tatsache, dass ein Großteil dieser Bücher bereits in den Beständen zu finden sei. "Ein entscheidender Grund für einen Verzicht ist, dass die herausragende Sammlung wissenschaftlich aufbereitet, aber auch weiterhin nicht zerstreut wird." Beides scheine an der Universität Augsburg, die derzeit mit dem Besitzer verhandelt, bestens gewährleistet zu sein. Zudem werde dort die Sammlung nicht nur zum reinen Ausstellungs- sondern vielmehr zum Dokumentations- und Forschungsobjekt.
CSU: Unverständlich und enttäuschend
CSU-Stadtrat Marian Offman wollte eine andere Lösung: „Die Entscheidung der Mehrheitsfraktion ist unverständlich und enttäuschend." In einem Gutachten von Dr. Brita Eckert von der Deutschen Nationalbibliothek werde die Bibliothek hoch gelobt und als überaus geeignet beschrieben, einer breiten Öffentlichkeit präsentiert zu werden. Offman: "Die Bücherverbrennung am Königsplatz im Mai 1933 war Ausdruck einer menschenverachtenden braunen Ideologie. Wenige 100 Meter entfernt im Doku-Zentrum soll das „Nie Wieder“ postuliert werden." Sollte die Bibliothek nun nach Augsburg gehen, so sei sie überwiegend einem universitären Publikum zugänglich und nicht eine breiten Öffentlichkeit. Die Zielsetzung der Begründers der Bibliothek sei damit nicht erreicht und Autoren, deren Werke nach 1945 nicht mehr nachgedruckt wurden, bleiben aus der Perspektive Münchens in den Regalen entfernter Bibliotheken verborgen. Für immmer.
wbo