Bewusstlos geschlagen: Türsteher verprügelt Schüler

Der Angeklagte soll sein Opfer bewusstlos geschlagen haben. Der fällt danach prompt durch sein Abitur. Das Gericht bietet eine Bewährungsstrafe an.
Torsten Huber |
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Das Opfer Martin H. (23, kleines Bild) kann sich an den Vorfall nicht genau erinnern. Der Angeklagte Armin D. (24) bespricht sich mit seinem Verteidiger.
th Das Opfer Martin H. (23, kleines Bild) kann sich an den Vorfall nicht genau erinnern. Der Angeklagte Armin D. (24) bespricht sich mit seinem Verteidiger.

München - Über Monate kann Martin H. (23) nachts nicht durchschlafen, tagsüber hat er Panikattacken. Immer noch schmerzt die linke Schulter, wenn er den Arm anhebt. „Wegen der Prügel, die ich einstecken musste, bin ich damals durch das Abitur gefallen,“ sagt der heutige Student Martin H. vor dem Münchner Schöffengericht.

Keine zwei Meter entfernt sitzt der Mann, der ihm das angetan haben soll – auf der Anklagebank: Türsteher Armin D. (24). Er soll den Kopf des Studenten gegen eine Außenwand, eine Stahltür und ein Absperrgitter vor einer Diskothek in der Kultfabrik geschlagen haben. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm gefährliche Körperverletzung vor.

Passiert ist das Ganze am 23. Dezember 2010, nachts um halb zwei. „Ich bin damals mit Freunden dort gewesen. Wir wollten richtig abfeiern, haben Bier und Wodka-Red Bull getrunken,“ sagt Martin H. Da habe ihn ein fremder Gast gepackt und zu Boden gebracht. Mit dem Fuß soll ihn der Fremde ins Gesicht getreten haben.

„Jemand hat mich gepackt und nach draußen gebracht. Ich war völlig benommen. Als ich kurz bei mir war, ist mein Kopf in die Wand eingeschlagen“, sagt der Student. Er habe das Bewusstsein verloren und sei erst wieder wach geworden, als die Polizei eintraf. Ein Krankenwagen hat ihn blutverschmiert in eine Klinik gebracht. Diagnose: Schädel- und Halstrauma. Die Nase soll leicht angeknackst gewesen sein.

Türsteher Armin D. schildert den Vorgang vor Gericht ganz anders: „Ich wollte ihm helfen, als er am Boden lag. Auf einmal will er mich treten. Ich vermute, er hat mich mit dem Angreifer verwechselt. Ich habe dann seine Hände mit Handschellen auf dem Rücken fixiert, ihn vor die Tür gebracht. Das machen wir immer so, wenn jemand aggressiv ist. Mit den Leuten kann man draußen besser reden, wenn sie allein sind.“

Den Kopf des Studenten habe er niemals gegen die Wand geschlagen. „Nur gedrückt. Ich weiß nicht mehr, mit wieviel Schwung“, so der Angeklagte. Er habe den Kopf des Opfers auch nicht mehrmals gegen die Wand geschlagen, sagt Armin D.: „Das ist nicht richtig.“

Zeugin und Studentin Laura B. (23, Name geändert) stand zur Tatzeit mit einem Kumpel vor der Disco. Sie sagt: „Es ist so voll gewesen. Dann kamen zwei Türsteher raus. Sie haben das Opfer festgehalten. Aus dem Nichts heraus hat der Türsteher seinen Kopf genommen und drei Mal gegen die Stahltür geschlagen und einmal gegen die Wand. Überall ist Blut gewesen. Das Opfer ist kurz bewusstlos gewesen. Als sich das Opfer bewegt, schlug ihm der Türsteher mit der Faust ins Gesicht. Ein anderer Türsteher beschimpfte ihn als Hurensohn.“

Weiter sagt sie: „Die Männer hinter dem Absperrgitter wollten dem Mann am Boden helfen, die Frauen haben nur geschrien. Die Security konnte sie aber zurückhalten.“

Die Studentin hat das Gericht überzeugt. Darauf bietet das Gericht dem Angeklagten einen Deal an: Bei einem Geständnis und 900 Euro Schmerzensgeld an den Studenten soll er ein Jahr Haft auf Bewährung bekommen. Jetzt werden die Gutachter gehört.

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