Bewegung in der Wagenburg: "Stattpark Olga" zieht um

Voraussichtlich Ende Mai verlassen die Wagenburg-Bewohner den Platz an der Tumblinger Straße.
Moritz Tostmann |
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Schreibtisch, Pinnwand, Strohhut: Auch ein Arbeitsplatz fehlt im fahrenden Domizil auch nicht.
Schreibtisch, Pinnwand, Strohhut: Auch ein Arbeitsplatz fehlt im fahrenden Domizil auch nicht.

München - Nein, Olga ist nicht der Vorname der ostslawischen Gründungsmutter des Wohn- und Kulturprojekts "Stattpark Olga", sondern steht für "Ohne Lenkrad geht’s auch" – und nach diesem Motto leben 20 Erwachsene und fünf Kinder an der Tumblinger Straße in ausgebauten Bauwagen oder LKW.

Oder bald kann man sagen: lebten. Nach eineinhalb Jahren Wagenleben und Freiraumkultur zieht die Wagenburg voraussichtlich Ende Mai wieder um. Mal ein Wohnwagen, ein Anhänger in dem zuvor ein Wiesnzelt gelagert wurde oder auch ein alter Zirkuswagen.

Die Bewohner vom "Stattpark Olga" werden kreativ, wenn es um die Gestaltung ihrer Heime geht. Entgegen dem Vorurteil leben dort keine armen und arbeitslosen Menschen, sondern Handwerker, Künstler oder sozial Engagierte. Zwar ist der Wagenplatz hauptsächlich als Wohnort gedacht, wird aber auch für Veranstaltungen und Konzerte genutzt. Das Leben in so einem Wagen bietet allerlei Vorteile, aber hier und da muss auch verzichtet werden.

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Wer nach Luxus sucht, ist fehl am Platz. Eine Zentralheizung gibt es nicht und somit wird traditionell mit Holz geheizt. Nach fließendem Wasser sucht man auch vergeblich. Es gibt einen 1000 Liter Tank an dem Kanister aufgefüllt werden können. So schlimm ist das aber nicht, denn "das führt auch zu einem deutlich bewussterem Wasserverbrauch", sagt einer der Bewohner. Doch neben den Umständen, die bei Winter und Witterung eintreten, hat das Leben auf so einem Wagenplatz viel zu bieten.

Bei so wenig Leuten kennt jeder jeden, was eine familiäre und freundschaftliche Atmosphäre schafft. Ähnlich wie in einer WG. Im Sommer ist man so gut wie immer draußen, trifft sich abends zu Gitarrenmusik und gemeinsamen Bier vor dem Lagerfeuer. Und richtig günstig ist das alles noch dazu: Wer im "Stattpark Olga" einen Wagenplatz ergattert hat, der zahlt gerade mal ein Viertel im Vergleich zu den normalen Mietpreisen im schicken München.

 

Umzug nach Ramersdorf-Perlach?

 

Eigentlich ist im deutschen Gesetz ein "Leben im Wagen" nicht vorgesehen. Eine einheitliche Regelung für diese Plätze gibt es nicht und so spricht man von einer rechtlichen Grauzone. Doch wie jeder Wohnort in München hat auch der "Stattpark" eine offizielle Adresse. Dauerhaft erlaubt ist keiner der Wägen, weswegen nun auch ein neuer Umzug ansteht. Aktuell sind die Bewohner im Gespräch mit dem Kommunalreferat über ein Grundstück in Ramersdorf-Perlach. Ein Umzug dorthin ist längst nicht besiegelt, mental vorbereitet sind die Bewohner aber trotzdem.

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Diesen Umstand nahmen die Bewohner zum Anlass ein paar ausgebaute Bauwagen und LKW einmal mitten ins Herz der Stadt zu fahren. Und so gab es am Freitag auf dem Marienhof, in Sichtweite des Rathauses, ein kleines Spektakel.

Auf dem Programm standen eine Kundgebung, Gespräche, eine Ideenschmiede, Livemusik, Kuchen und Kino, sowie ein Workshop mit dem Namen "Bauen wir uns’re Stadt!". Die Bewohner stellten ihre kulturelle Arbeit vor, die sie nun schon seit sechs Jahren in München leisten. Auch die Forderung nach unkommerziellen Freiräumen soll ins Rathaus und an die Öffentlichkeit gebracht werden, denn, so Berta Dampf, eine der Bewohnerinnen: "Wir alle sind die Stadt!"

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