Bewaffneter 67-Jähriger entkommt SEK - Fahndung eingeleitet
MÜNCHEN/UNTERSCHLEIßHEIM - Großeinsatz der Polizei in Unterschleißheim: SEK-Beamte haben eine Wohnung in der Raiffeisenstraße 60 gestürmt. Eine Frau hatte den Einsatz ausgelöst. Sie war aus der Wohnung ihres Ex-Lebensgefährten geflohen. Der hatte offenbar gedroht, sie umzubringen. Zur Stunde läuft eine Großfahndung gegen den flüchtigen 66-Jährigen.
Ein Sondereinsatzkommando der Münchner Polizei hat am Freitag die Wohnung des 66-jährigen Rudolf S. in der Raiffeisenstraße in Unterschleißheim gestürmt. Der Mann, der seine Freundin (60) misshandelt haben soll, war da aber schon verschwunden. Er ist flüchtig. Und vielleicht bewaffnet.
13.30 Uhr: Die Sonne brennt herab, es ist schwül und drückend. 100 Polizisten sind im Einsatz, sperren die Raiffeisenstraße in Unterschleißheim ab. Totenstille. High Noon. Vor der Hausnummer 60 schleicht sich das SEK an die Wohnung des Mannes heran. Die Beamten glauben: Rudolf S. hat sich mit einer Pistole und Messern verschanzt – laut Polizeisprecher Peter Reichl droht er, „von der Waffe Gebrauch zu machen.“
Die Lebensgefährtin des Mannes war gegen 10.25 Uhr in den Friseursalon von Anja Sadnik gestürmt. Der liegt zwanzig Meter von der gemeinsamen Wohnung entfernt. „Sie kam vom Garten hinterm Haus“, erzählt die 33-Jährige, „trug einen Trainingsanzug, Schlappen und hatte eine Handtasche mit. An ihrem Hals war ein frischer Schnitt“, sagt Anja Sadnik. „Sie war völlig aufgelöst, weinte, zitterte und flehte: Helfen Sie mir, rufen Sie die Polizei. Machen Sie die Tür zu, lassen Sie ihn nicht rein!“
Rudolf S. habe sie drei Wochen lang eingesperrt und misshandelt, erzählt die Frau in Panik. Als er in der Wohnung schlief, sei sie geflüchtet. Er hatte den Schlüssel innen stecken lassen. „Sie hatte wirklich Todesangst“, sagt Anja Sadnik.
Die Friseurin nimmt die Verzweifelte auf, gibt ihr zu trinken. Ihr Hund Spur, ein australischer Cattle Dog, legt sich neben die Frau und lässt sich streicheln. Das beruhigt sie. Anja Sadnik wählt den Notruf. „Nicht die Polizei!“, schreit die Frau plötzlich. „Er darf sie nicht sehen, er hat gedroht, sich umzubringen, wenn ich die Polizei rufe!“
Der Zugriff erfolgt trotzdem. Das SEK ist vor der tödlichen Gefahr gewarnt: Sie nähern sich der Wohnung langsam und unauffällig, wollen den Überraschungsmoment nutzen. Sie glauben, dass Rudolf S. nichts ahnt. Vermummte Sondereinheiten schlagen vom Garten und von der Straße zu. Sie schlagen ein Loch in die Glastür, lautes Klirren, Scherben prasseln auf die Straße. Doch der Mann ist in seinem grauen Ford Fiesta mit Hamburger Kennzeichen verschwunden. Laut Polizei ist er möglicherweise bewaffnet. Die 60-Jährige wurde Freitagnachmittag vernommen – ob ihr Freund sie geschlagen oder gar sexuell missbraucht hat, ist unklar.
Thomas Gautier
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