Bewährung für S-Bahn-Schläger

Sie hatten eine Gruppe von Schülern übel beschimpft und einen Erwachsenen, der helfen wollte, krankenhausreif geprügelt. Jetzt standen die beiden S-Bahn-Schläger vor Gericht. Das Opfer (Foto) ist noch lange krank geschrieben.
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Couragiert eingegriffen und wurde attackiert: Peter Meding
Gregor Feindt Couragiert eingegriffen und wurde attackiert: Peter Meding

MÜNCHEN - Sie hatten eine Gruppe von Schülern übel beschimpft und einen Erwachsenen, der helfen wollte, krankenhausreif geprügelt. Jetzt standen die beiden S-Bahn-Schläger vor Gericht. Das Opfer (Foto) ist noch lange krank geschrieben.

Die Quittung für eine äußerst brutale Tat: Der 18-jährige S-Bahn-Schläger Daniel H. wurde am Mittwoch vom Amtsgericht München wegen gefährlicher Körperverletzung und Beleidigung in zwei Fällen zu einer zweijährigen Jugendstrafe verurteilt. Er soll zwar eine Bewährung bekommen, erklärte Richterin Siebert, der Tutzinger bleibe aber zunächst im Gefängnis bis er einen stationären Therapieplatz für seine Alkoholsucht bekommt.

Sein Spezl Jürgen F. (22) – er hatte nicht zugeschlagen, das Opfer aber immer wieder daran gehindert, sich gegen die Schläge zu wehren – kam mit 22 Monaten Freiheitsstrafe zur Bewährung davon. Ihm wurde eine Alkoholtherapie und die Aufnahme einer geregelten Arbeit zur Auflage gemacht. Beide erwarten darüberhinaus noch Schmerzensgeld- und Schadenersatz- Forderungen ihres Opfers Peter Meding, der durch die Tritte und Schläge schwer verletzt wurde.

Er wollte schlichten - da wurde er attackiert

Die beiden Täter hatten zugegeben, am 11. Februar am Tutzinger S-Bahnhof den Techniker in der S-Bahn verprügelt zu haben. Das Duo hatte zuvor zunächst Schüler übelst beleidigt, bespuckt, bedroht und einen von ihnen geschlagen. Als Meding schlichten wollte, wurde er attackiert. Daniel H. schlug ihm bis zur Bewusstlosigkeit mit einer Bierflasche auf den Kopf, das Opfer wurde zudem gegen die Schulter getreten.

Von wem blieb in der Verhandlung trotz der Aussagen von vier Zeugen unklar. Ein Schüler, der zuvor von dem Duo beleidigt und attackiert worden war, beobachtete aber, wie Peter Meding bewusstlos in einer Ecke lag. Dann wurde er gepackt und auf den Bahnsteig geworfen.

Er selber erinnerte sich nur noch an drei Schläge. „Dann hatte ich einen Filmriss und bin erst am Fahrradständer wieder aufgewacht.“

Opfer ist noch lange krank geschrieben

Der Lohn für das couragierte Eingreifen des Technikers: Elf Tage Krankenhaus, bis heute trägt er aufgrund der schweren Schulterverletzung eine Manschette. Er ist bis Ende Juni krank geschrieben. „Der Arzt hat gesagt, dass ich anderthalb bis zwei Jahre brauchen werde“, erklärte Meding. Auch seine berufliche Zukunft steht dadurch in den Sternen. „Ich bin selbstständig und als Veranstaltungstechniker sofort ersetzbar.“

Der Prozess hatte mit einer Entschuldigung der beiden Täter begonnen. Ihr Opfer akzeptierte das, mahnte die beiden aber eindringlich: „Lasst die Finger vom Saufen.“ „Ich bin nicht mehr wütend“, sagte Meding im AZ-Gespräch. Mit der Bewährung sei er aber nicht einverstanden: „Sie sollten für ihre Tat büßen. Auch wegen der Abschreckung.“

Der Prozess gegen die Tutzinger Täter ist der Auftakt einer ganzen Serie von Verfahren gegen S- und U-Bahn-Schläger. So sollen noch im April die Peiniger des Rentners Bruno N. vor Gericht.

John Schneider

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