Bevölkerungszuwachs in Münchnen: Wohin mit den Neuen?

Bis 2030 werden 59000 Wohnungen fehlen. Mit Umstrukturierung, Aufstockung und der Bebauung von Randgebieten will die Stadt gegensteuern – Ausstellung in der Blumenstraße  
von  Abendzeitung

Bis 2030 werden 59000 Wohnungen fehlen. Mit Umstrukturierung, Aufstockung und der Bebauung von Randgebieten will die Stadt gegensteuern – Ausstellung in der Blumenstraße

München - Hallo Heidelberg! Wenn Münchens Wirtschaft weiter so boomt, werden laut Stadt 150000 Menschen bis zum Jahr 2030 zu uns ziehen – das entspricht in etwa der heutigen Bevölkerung der Universitätsstadt am Neckar. Die Frage ist: Wohin mit all den Neuen?

Die Stadt warnt: Uns gehen die Flächen für neue Wohnungen aus. Arnulfpark, Hirschpark, ehemalige Kasernengelände, die Gegend um den Ostbahnhof und Riem: Hier entstanden in den vergangenen 20 Jahren zehntausende Wohnungen. Neue Flächen gibt es kaum. „In 13 Jahren sind wir da fast am Ende“, sagt Gerhard Groß vom Planungsreferat der Stadt. Vor allem für Nicht-Reiche wird es eng: „Es ist absehbar, dass ab 2015 ein Engpass entsteht, der insbesondere den geförderten Wohnungsbau auf lange Sicht empfindlich beschränken könnte“, schreibt die Stadt. Fakt ist: „Wir müssen bis 2030 Baurecht für 59000 Wohnungen schaffen“, sagt Gerhard Groß – und hoffen, dass private Investoren und städtische Wohngesellschaften viele neue Wohnungen errichten. Die Stadt kann ja nicht selbst bauen.

Deshalb hat Stadtbaurätin Elisabeth Merk Gutachterteams beauftragt, zu untersuchen, wie und wo neue Wohnungen entstehen könnten. Die präsentieren ihre Pläne jetzt in der Ausstellung „Langfristige Siedlungsentwicklung“, die ab heute im Stadtplanungsreferat in der Blumenstraße 18 zu sehen ist (Mo bis Fr, 9 – 17 Uhr, bis zum 11. Januar 2013). Wir zeigen Ihnen, was Stadtplaner mit München so alles vorhaben – und ob das realistisch ist.

PLAN A: Wohnen und Arbeiten – Tür an Tür

Idee: Gewerbegebiete sind nicht nur für Büros und Geschäfte da. Man könnte nach und nach Wohnungen hineinbauen, sagt eine Expertengruppe des Studio Urban Catalyst – zum Beispiel im Ex-Siemens-Areal in Obersendling.

Das sagt der Stadtplaner: „Kleinteilig könnten wir uns da sehr wohl Wohnen vorstellen“, sagt Gerhard Groß. Man müsse aber „sehr gut prüfen“, ob sich Mieter und Gewerbetreibende nicht in die Quere kommen, was Lärm oder Arbeitszeiten angeht. Problematisch: Verhandlungen mit vielen einzelnen Eigentümern und „planungsrechtliche Hürden“. Und: „So etwas ist für Investoren nicht so interessant“, sagt Groß. Potenzial: gering. „Das wird keine großen Wohnungszahlen schaffen“, so Groß.

PLAN B: Aufstocken!
Idee: Neubauten in bestehende Wohngegenden. Das schlagen Experten des Lehrstuhls für Integriertes Bauen der TU München vor. In Einfamilienhausgebieten können neue Häuser zwischen bestehenden gebaut werden. In eng gebauten Innenstadtlagen könnte man die Dächer erhöhen und teilweise mit bis zu 60 Meter hohen Türmen ausstatten. Auch große Wohnsiedlungen könnten ausgebaut werden – mit bis zu zwölf Metern hohen Hochhäusern.

Das sagt der Stadtplaner: Groß hält den Ausbau von Wohnsiedlungen für eine sehr gute Idee: Hier muss sich die Stadt nur mit einem Eigentümer auseinandersetzen. Und: Es ist sehr schnell machbar. „Wir verhandeln zur Zeit schon mit GWG und Gewofag über solche Verdichtungen“, sagt Groß. Die anderen Varianten seien höchstens langfristig eine Überlegung wert. Potenzial: Groß.

Plan C: Weg mit der Rennbahn!

Idee: In Randgebieten bauen – ohne viel Fläche zu zerstören, die die Münchner zur Naherholung nutzen. Berliner Gutachter haben das Areal zwischen Englschalking, Riem und Johanneskirchen untersucht – und wollen die Galopprennbahn in Riem bebauen!

Das sagt der Stadtplaner: „Wir sollten das in die Überlegungen mit einbeziehen“, sagt Groß. Die Rennbahn sei gut im Stadtgebiet eingebunden, Infrastruktur ist vorhanden. „Außerdem hat der Galoppverein schon Teile des Grundstücks der Stadt angeboten.“ Potenzial: Mittel. Im Nordosten ist viel Platz für neue Wohnungen – ohne, dass dafür Wald- oder Moosflächen weichen müssen.

 

 

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