Betrunkener fährt Künstler tot - 2 Jahre, 8 Monate Haft
MÜNCHEN - Im Herbst 2008 starb der Künstler Wolfgang Edelmann bei einem Motorrad-Unfall. Ein Betrunkener hatte ihn auf der Autobahn von seiner Harley gefahren. Am Mittwoch stand Todesfahrer Dirk K. (34) vor Gericht - und muss jetzt in den Knast
Es passierte am 18. Oktober 2008: Wolfgang Edelmann, der bei Odelzhausen lebte und durch große Holzskulpturen bekannt wurde, war mit einer Motorradgruppe unterwegs nach Österreich. Dort wollte der zweifache Vater seiner neuen Lebensgefährtin, die nachreiste, einen Heiratsantrag machen. Die acht Harley-Fahrer fuhren gegen 13.22 Uhr auf dem Autobahnkreuz München-Nord (A 99) Richtung Salzburger Autobahn.
In Höhe der Allianz Arena setzte der Front-Fahrer Wolfgang F. (48) zum Überholen an: "Wir fahren immer in einer Formation. Ich fahre immer voraus." Die Harley-Gruppe fuhr um die 100 Stundenkilometer. Erlaubt waren 120. Der Unternehmer Wolfgang F. lenkte gerade von der linken Überholspur auf die rechte Fahrbahn, als er in den Rückspiegel blickte: "Ich sah, wie ein Pick-Up den Wolfgang abschoß. Ich bin dann sofort rechts ran."
Er war ein leidenschaftlicher Motorradfahrer
80 Meter schleuderte die Harley Davidson über die Fahrbahn. Wolfgang Edelmann wurde in die Mittelleitplanke geschleudert. Er verstarb noch an der Unfallstelle. Sein Sohn Oliver Edelmann (34), ein Tontechniker, sagte: "Mein Vater war ein leidenschaftlicher und guter Motorradfahrer. Motorradfahren ist nicht mein Ding." Wolfgang Edelmann hatte als Tiefdruck-Retuscheur angefangen und war jahrelang Grafiker bei Bravo. Nach einem Schlaganfall 2002, durch den seine linke Gesichtshälfte gelähmt war, ging Wolfgang Edelmann in Frührente.
Die kreative Seite in ihm erwachte zu neuem Leben. 2006 fing er mit Holzarbeiten an. Erst baute er altbayerische Krippen. Später bearbeitete er riesige Holzstämme mit Kettensäge und Flex. Er schuf monumentale Skulpturen, auf die auch die lokale Presse aufmerksam wurde. Bruno, dem Braunbär-Einwanderer zu Ehren, fertigte er eine übermannsgroße Skulptur an, schenkte sie einem Kindergarten.
Todesfahrer hatte 1,58 Promille
Der Todesfahrer Dirk K., der von der Arbeit kam und heim nach Poing wollte, war seit vier Uhr in der Früh auf den Beinen: "Ich überwachte auf den Autobahnen, ob die Baustellenschilder und Ampeln in Ordnung sind und funktionierten." Als er um 10.30 Uhr bei seiner Firma in Dachau wieder ankam, grillte die Nachbarfirma und lud ihn ein: "Ich habe bei denen vier bis fünf halbe Bier getrunken. Erst wollte ich mich in die S-Bahn setzen, bin dann dummerweise doch ans Steuer."
Laut Anklage soll er statt erlaubte 120 Stundenkilometer über 140 gefahren sein. Gutachter stellte eine wahrscheinlich Blutalkoholkonzentration von 1,58 Pormille fest. Den Führerschein musste der ledige Angeklagte gleich nach dem Unfall abgeben. Er arbeitet jetzt als Lagerarbeiter, sorgt für einen Sohn (9) aus erster Ehe.
Das Urteil: Zwei Jahre und acht Monate muss der Todesfahrer ins Gefängis. Die Vorsitzende Richterin Sabine Kehl sah keinen Weg mehr für eine Bewährung. Der Angeklagte habe vorsätzlich gehandelt. Er hatte erkannt, dass er betrunken war, weil er zuerst die S-Bahn nehmen wollte.
th
- Themen:
- Autobahnen