Betrugsfälle: Die Ermittler ertrinken in Arbeit

Warum die Täter nur schwer zu fassen sind, erklärt Uwe Dörnhöfer, Chef der AG Phänomene.
Nina Job |
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Der Aktenberg zu laufenden Betrugsfällen mit falschen Polizisten.
job Der Aktenberg zu laufenden Betrugsfällen mit falschen Polizisten.

München - Seit diesem Sommer gibt es bei der Münchner Polizei eine eigene Abteilung, die ausschließlich Betrüger jagt, die sich als Polizisten ausgeben. 2.000 Anzeigen in München, ein Beuteschaden von mehr als drei Millionen Euro: "Wir ertrinken in Arbeit", sagt Uwe Dörnhöfer (48), Leiter der Arbeitsgruppe Phänomene.

Die Täter rufen nach Erkenntnissen der Fahnder vorwiegend aus der Türkei an. Was den Ermittlern die Arbeit erschwert, ist, dass für diese Verbrechen keine Vorratsdatenspeicherung zulässig ist. "Wenn wir einen Täter festnehmen, können wir nicht abfragen, wo er sich am Tag vorher aufgehalten hat", so Dörnhöfer.

Manipulation von Telefonnummern ist einfach

Auch, dass viele Täter vortäuschen, von Polizeitelefonen anzurufen und sich mit Namen von echten Ermittlern melden, macht den Kampf schwierig. Telefonnummern zu manipulieren, ist heutzutage einfach. Apps für das sogenannte Call-ID-Spoofing sind legal und nicht teuer. Die Betrüger setzen sie so ein, dass bei den Angerufenen die 110 im Display erscheint – oder die Nummer eines echten Polizeibeamten.

"Durch diese Betrugsmasche leidet das Ansehen der Polizei enorm", sagt Uwe Dörnhöfer. "Das Vertrauen in die Polizei ist erschüttert. Das geht so weit, dass manche nicht einmal mehr öffnen, wenn ein uniformierter Beamter vor der Tür steht." Die Schicksale der Opfer lassen die Beamten nicht kalt. Dörnhöfer: "Da gibt es Selbstständige, die keine Rentenversicherung haben und durch falsche Polizisten ihre gesamten Ersparnisse verlieren. Das geht uns allen nahe." Die Täter ruinieren Existenzen.

Neben dem finanziellen Schaden leiden die Opfer auch unter Scham und Selbstzweifeln. "Viele stellen sich die Frage, ob sie nun ins Heim müssen". Manche gehen nicht mehr ans Telefon oder trauen sich nicht mehr aus dem Haus.

"Kinder und alte Leute muss man besonders schützen, weil sie sich selbst nicht schützen können. Das ist das, was uns motiviert, weiter zu machen. Da können wir nicht zuschauen und sagen, wir sind machtlos."

Tipps

- Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen, auch nicht wegen angeblich dringender Einbruchsermittlungen oder weil Ihr Name auf einer Liste von Einbrechern gefunden wurde!

- Die echte Polizei fordert niemals Bargeld, Überweisungen oder Wertsachen, um Ermittlungen durchzuführen!

- Rufen Sie nie über die am Telefon angezeigte Nummer zurück, sondern legen Sie auf und wählen Sie selbst den Notruf 110!

- Sprechen Sie mit Verwandten, Freunden oder anderen Vertrauten über den Anruf!

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