Betrug mit Altkleidern in München! So werden Spender hintergangen

München - Mal ist es ein Senfgelber, mal ein Weißer, mal einer aus blankem Metall. Zwischen Isarkanal und Oberföhringer Straße steht neben Glascontainern ein Altkleiderbehälter. Viele Bewohner im Herzogpark füttern ihn regelmäßig mit ihren ausrangierten Hemden, Hosen, Sakkos und Kleidern.
Problem: Der Container ist sozusagen ein Kuckucksei. Er steht verbotenerweise auf dem städtischen Grund. Statt kommunalem Abfallwirtschaftsbetrieb oder einer karitativen Einrichtung machen hier findige Betrüger ihren Reibach.
Bislang keine Strafen
Die Stadt lässt die illegalen Altkleidercontainer immer wieder entfernen. Doch nur wenige Tage später steht ein neuer da. Statt dass die Stadt den Platz mit einem eigenen Kleiderbehälter belegt, wiederholt sich dieses Spiel nun schon seit Jahren. Die Betrüger scheren sich nicht um das Verbot, sie foppen die Stadt. Und nicht nur hier im Herzogpark. Erwischt und bestraft worden ist nach AZ-Informationen noch nie einer dieser Geschäftemacher.
Der Handel mit gebrauchter Kleidung ist lukrativ. Allein der Abfallwirtschaftsbetrieb (AWM) der Stadt hat insgesamt 750 Kleidercontainer aufgestellt. Sie sind leicht zu erkennen an ihrer knalligen orangen Farbe. Rund 4800 Tonnen gebrauchte Kleidung werfen die Münchner jedes Jahr in die großen Sammelbehälter.
Das Rote Kreuz, die Innere Mission, die Diakonie und andere karitative Verbände sammeln zusätzlich in eigenen Containern.
"Die Kleidung wird an einen zertifizierten Händler verkauft. Die Erlöse fließen in den Gebührenhaushalt ein und kommen so der gesamten Münchner Bürgerschaft zugute", sagt AWM-Sprecherin Evi Thiermann. Die Summe kann sich sehen lassen: Etwa zwei Millionen Euro bringt die Verwertung der städtischen Kleidercontainer im Jahr.
Kein Name des Eigentümers auf illegalen Containern
Doch auch die illegalen Sammler sichern sich ein Stück vom Kuchen: In den vergangenen vier Jahren stellten AWM-Mitarbeiter 1275 illegal aufgestellte Behälter fest. Die Reaktion darauf ist kulant: Die Mitarbeiter hinterlassen einen Aufkleber, auf dem der Eigentümer aufgefordert wird, den Container zu entfernen. Thiermann: "Steht er nach 14 Tagen immer noch da, wird er von einer Vertragsfirma des AWM entfernt, vier Wochen gelagert und anschließend verschrottet." Vorher wird er geleert, der Inhalt weiterverkauft. "Das verringert unsere Kosten." 400 Container wurden bereits verschrottet.
Mehr als doppelt so oft nutzen die Betrüger jedoch die Schonfrist, um ihre Behälter abzutransportieren und die Kleidung selbst zu verkaufen.
Die Kuckucksei-Container sind daran erkennbar, dass kein Verantwortlicher für die Sammlung darauf vermerkt ist, sondern allenfalls eine Handy-nummer. Evi Thiermann: "Wenn man dort anruft, läuft nur ein Tonband." Ermittelt worden ist noch nie einer. Bestraft genauso wenig.
Aber selbst wenn, viel passieren würde dem illegalen Sammler nicht: Das Aufstellen der Sammelbehälter ist nur eine Ordnungswidrigkeit wegen illegaler Sondernutzung im öffentlichen Raum. Im Herzogpark mit seinen Villen lohnt sich das Geschäft offenbar besonders. Kaum wurde wieder ein Container entsorgt, steht Tage später wieder ein neuer da. So lange, bis wieder mal ein AWM-Mitarbeiter vorbeischaut.
Sammlung: Das darf in die Altkleider-Box
Die Standorte der städtischen Altkleiderbehälter finden Sie hier.
Das darf in den Container: Kleidung, saubere, tragbare Schuhe, Hüte, Handschuhe, Tischtücher, Badetücher, Vorhänge, Gardinen, Bettwäsche, Federbetten. Bitte alles in Säcke packen und verschließen, um die Sachen vor Schmutz und Nässe zu schützen.
Das darf nicht rein: Nasse oder dreckige Sachen, Skischuhe, Schlittschuhe, Gummistiefel, Rollerblades, einzelne oder kaputte Schuhe, Stoff- und Wollreste, Textilschnipsel, Abfall.
Einen verbotenerweise aufgestellten Container erkennt man daran, dass nicht drauf steht, wem er gehört. Manchmal ist nur eine Handynummer angegeben. Sie können solche illegalen Sammelboxen beim Abfallwirtschaftsamt melden unter Tel. 233 96200 (Mo-Do von 8-16 Uhr und Freitag von 8-14 Uhr) oder eine Mail schreiben an: awm@muenchen.de
Wiederverwertung: Ein großer Teil geht nach Afrika
Der städtische Abfallwirtschaftsbetrieb sammelt pro Jahr etwa 4.800 Tonnen Altkleider. Über die Hälfte der Kleidung und Schuhe wird wieder getragen, rund 40 Prozent werden recycelt und zum Beispiel zu Dämmstoffen verarbeitet. Ein geringer Rest ist in so schlechtem Zustand, dass er verbrannt werden muss.
Die Verwertung im Detail:
- 40 Prozent werden als Kleidung exportiert (Afrika, Osteuropa, Katastrophenhilfe).
- 10 Prozent der Kleidung landet in deutschen Second-Hand-Läden.
- 20 Prozent werden zu Putzlumpen wiederverwertet.
- 20 Prozent werden zu Dämmstoffen oder zur Fasergewinnung verwertet.
- 10 Prozent werden verbrannt.
Zu dem Vorwurf, dass deutsche Altkleider, die nach Afrika verkauft werden, den dortigen Markt zerstören, sagt AWM-Sprecherin Evi Thiermann: "Es gibt in Afrika keine Kleiderproduktion mehr, da die afrikanischen Fabriken nicht kontinuierlich mit Wasser und Strom versorgt werden konnten."
Auch habe der Import von Billigwaren aus Asien (zum Beispiel aus China) die Produktion in Afrika zum Erliegen gebracht. Thiermann: "Zwischenzeitlich wurden viele neue Arbeitsplätze im Handel und der Aufbereitung von Altkleidern geschaffen."
Da Billigtextilien aus Asien den Markt weltweit beeinträchtigen, sei der Export qualitativ hochwertiger Altkleider-Ware nach Afrika oder nach Osteuropa nicht schädlich. Statistisch gesehen sortiert jeder Deutsche zwölf Kleidungsstücke pro Jahr aus. 750.000 Tonnen Altkleider werden verwertet, das entspricht insgesamt 60.000 Lkw-Ladungen!
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