Betrug? Haderthauer sagt was dazu – im Januar

München - Blitzlichtgewitter, laufende Kameras und großes Gedränge von Journalisten und Kameramännern im Flur des Strafjustizzentrums und vor der Anklagebank. Einer bleibt in dem Chaos gelassen. Rupert Heindl, der Vorsitzende Richter der Wirtschaftstrafkammer hat inzwischen Erfahrung mit Medienrummel. Vor anderthalb Jahren hat der Richter den ehemaligen Bayern-Präsidenten Uli Hoeneß in den Knast geschickt. Seit Donnerstag leitet er den Prozess gegen einen weiteren mutmaßlichen Steuersünder: den Ehemann von Ex-Ministerin und „anderweitig Verfolgten“ Christine Haderthauer.
Der Angeklagte verrät dem Richter zum Auftakt der Verhandlung aber nur, dass er Hubert und nicht Hubertus heißt. Danach überlässt der 58-Jährige seinen Anwälten das Reden.
Haderthauer will am 7. Januar aussagen
Zu den Vorwürfen der Steuerhinterziehung und des Betrugs wolle sein Mandant auch aussagen, kündigte Anwalt Norbert Scharf an. Und zwar umfassend aussagen. Sein Mandant werde „seine Person, sein Handeln, Denken“ offenlegen, erklärte Scharf nach Verlesung der Anklageschrift. Aber bitte erst nächstes Jahr. Man benötige noch etwas Zeit, um die Aussage vorzubereiten. Am 7. Januar soll es so weit sein.
Hintergrund des Prozesses ist die sogenannte Modellbau-Affäre, die Christine Haderthauer zu Fall brachte: Die Ex-Ministerin – auch gegen sie laufen Ermittlungen – und ihr Ehemann waren Miteigentümer des Unternehmens Sapor Modelltechnik, das teure Modellautos verkaufte. Gebaut wurden die Oldtimer von Straftätern in den psychiatrischen Abteilungen der Bezirkskliniken in Ansbach und Straubing. Angeleitet wurden die Männer von einem verurteilten Dreifachmörder. Haderthauer verkaufte dann die Autos – bis zum Verkauf der Firma im Jahre 2008.
Geschäftspartner um 84.000 Euro gebracht?
Staatsanwalt Achim von Engel – auch er spätestens seit dem Hoeneß-Prozess ein bekanntes Gesicht – ist überzeugt, dass Hubert Haderthauer mit Sapor Steuern hinterzogen und einen Geschäftspartner betrogen hat. Der Mann wurde mit 20 000 Euro abgespeist. Weil Haderthauer und sein Anwalt Michael R. die Gewinne aus dem Verkauf der Modelle kleingerechnet hätten. Dem Geschäftspartner seien so über 84 000 Euro vorenthalten worden.
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Zu diesem Teil der Vorwürfe kündigte Anwalt Scharf bereits am ersten Prozesstag ein Dementi von Hubert Haderthauer an: „Dagegen hat er sich immer gewehrt – und wird sich auch hier wehren.“
Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten zudem Steuerhinterziehung vor. So habe er vier Autos im Wert von 56 000 Euro kurz vor dem Verkauf der Firma dem Vermögen von Sapor entnommen. Die Wagen seien verkauft worden, das Geld sei dann auf das Konto der Schwiegermutter und das Privatkonto des Ehepaares geflossen. Steuern wurden dafür nicht abgeführt.
Ein Steuerfahnder berichtete am Donnerstag als Zeuge, dass insgesamt sogar elf Modellautos nicht korrekt von der Buchhaltung erfasst wurden. Zudem geriet die Rechnung einer Haderthauer-Mitarbeiterin ins Visier der Ermittler. Die hatte Sapor 5500 Euro in Rechnung gestellt, ohne dass die Steuerbehörden nachvollziehen können, was dafür geleistet wurde.
Eigentlich sollte neben Haderthauer auch der Anwalt Michael R. wegen Betruges auf der Anklagebank Platz nehmen. Doch der Mann ist schwer herzkrank. Sein Anwalt schlug vor, den Prozess gegen seinen Mandanten abzutrennen und erst einmal zu prüfen, ob und inwieweit der 50-Jährige verhandlungsfähig ist. Dem stimmte das Gericht zu. Michael R. blieben so am Donnerstag Blitzlichter, TV-Kameras und viele bohrende Fragen erspart.