Betrüger legt Studentin rein - sie macht Fotos!

Er täuscht eine Notlage vor und „leiht“ sich bei seinem Opfer 70 Euro. Die Polizei kennt den Täter: „Der macht das häufiger“. Die AZ erreicht den Mann am Handy.
von  ack
Studentin Karin M. (25) am Geldautomaten – hier wurde sie um Geld angequatscht, wegen einer angeblichen Notlage.
Studentin Karin M. (25) am Geldautomaten – hier wurde sie um Geld angequatscht, wegen einer angeblichen Notlage. © AZ

Er täuscht eine Notlage vor und „leiht“ sich bei seinem Opfer 70 Euro. Die Polizei kennt den Täter: „Der macht das häufiger“. Die AZ erreicht den Mann am Handy.

München -Karin M. (25) ist auf dem Heimweg von einer Freundin, als sie am Goetheplatz ein Unbekannter anspricht und sie um Hilfe bittet.

Er habe seinen Schlüssel daheim vergessen und komme nicht mehr in seine Wohnung rein, sagt der Mann mit dem Lippen-Piercing. „Von meinen Bekannten kann ich niemanden erreichen – und meine Freundin ist übers Wochenende nach Hamburg gefahren.“

Der Mann nennt sich „Pujan“ und bittet Karin M. um Bargeld, damit er ein Hotelzimmer bezahlen kann. Er sei vertrauenswürdig, sagt er. „Ich arbeite im P1 und in dem italienischen Restaurant da vorne", meint er und zeigt auf ein Lokal am Goetheplatz.

Die Frau ist skeptisch und erklärt, als Studentin selbst nur wenig Geld zu haben. Doch der Unbekannte lässt nicht locker, schwört schließlich „beim Leben meiner kleinen Tochter“, dass er das Geld zurückzahlen werde.

„Er hat einen netten Eindruck gemacht“

Es ist eine sehr kalte Nacht am 13. Januar, Karin M. friert und gibt schließlich nach. „Ich ging mit ihm zum Geldautomaten, wo ich 70 Euro abhob.“ Dabei habe sie sich mit ihm unterhalten: „Er hat einen netten Eindruck gemacht.“

Als Sicherheit lässt sie sich seine Handynummer und Adresse geben. Und sie macht ein Foto von dem Mann: Schwarze Steppjacke mit Pelzkragen, Basecap, ein Piercingring links an der Unterlippe.

Mit diesem Bild will Karin M. jetzt zur Polizei gehen. Denn „Pujan“ kam am folgenden Tag nicht wie vereinbart zur Geldübergabe. Auf die ersten SMS der Studentin hat er noch geantwortet, hat eingewilligt, sich erneut am Goetheplatz zu treffen und ihr die 70 Euro zurückzuzahlen, erinnert sich Karin M.

Doch „Pujan“ kam nicht wie vereinbart zum Treffpunkt, reagierte nicht mehr auf SMS, ging nicht mehr ans Telefon.

Karin M. ließ nicht locker. Sie fragte in dem italienischen Restaurant nach ihm, fuhr zu seiner angeblichen Adresse – nirgendwo kannte man ihn.

In einer SMS am Mittwoch, 16. Januar, gab die Studentin dem Betrüger eine letzte Chance: „Wenn du dich bis morgen nicht meldest, werde ich zur Polizei gehen! Du vergisst anscheinend, dass ich dein Foto habe.“ Als sie Anzeige erstattet, sagt man ihr bei der Polizei: „Den kennen wir schon, der macht das häufiger.“

Karin M. ist enttäuscht. „Es macht mich traurig, dass es solche Menschen gibt. Ich wollte ihm nur helfen und er hat mich ausgenutzt.“

Jetzt hofft sie, dass die Polizei mit Hilfe des Fotos Hinweise auf die wahre Identität des Betrügers bekommt. Und sie ihr Geld doch noch wiedersieht.

Die AZ ruft bei dem Betrüger an:

 

AZ: Wer ist da bitte?

ER: Pujan.

Wie bitte?

Pujan.

Ich bin von der Abendzeitung. Eine Freundin hat Ihnen Geld geliehen und Sie haben es nicht zurückgegeben.

Ich weiß nicht, wovon Sie reden.

Eine Freundin hat Ihnen Geld geliehen und Sie haben sich danach nicht mehr gemeldet. So war es doch, oder?

Welche Freundin?

Eine gute.

Aber welche?

Warum? Machen Sie sowas denn häufiger?

Ich will nicht mit der Presse reden.

Uns interessiert, wie es aus Ihrer Sicht abgelaufen ist.

Sagen Sie ihr, sie kriegt ihr Geld.

Dürfen wir das auch so schreiben?

Ich will nicht mit der Scheiß-Presse reden. (legt auf)

Protokoll: ack

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