Betäuben Münchner Sadomaso-Studios ihre Kunden?

Um Behandlungen erträglich zu  machen, sollen Münchner SM-Studios ihren Kunden das Lokalanästhetikum Procain verabreicht haben. Die Polizei hat große Mengen sichergestellt.
von  AZ
Betäubungsmittel, damit die Schmerzen erträglich werden: Münchner Sadomaso-Studios sollen ihren Kunden für Behandlungen Procain verabreicht haben.
Betäubungsmittel, damit die Schmerzen erträglich werden: Münchner Sadomaso-Studios sollen ihren Kunden für Behandlungen Procain verabreicht haben. © Ronald Zimmermann

Um Behandlungen erträglich zu  machen, sollen Münchner SM-Studios ihren Kunden das Lokalanästhetikum Procain verabreicht haben. Die Polizei hat große Mengen davon sichergestellt.

München - In der SM-Szene, speziell in Dominastudios, werden anscheinend Sitzungen unter illegaler Verwendung von Procain durchgeführt. Nach entsprechenden Hinweisen stellte die Münchner Polizei bei Haus- und Studiodurchsuchungen am Montag Flaschen und Ampullen mit Procain sicher. Insgesamt sieben Personen im Alter von 33 bis 47 Jahren wurden durchsucht.  Eine 34- Jährige hatte insgesamt 100 Flaschen mit Procain in ihrem Bestand, eine 42-Jährige besaß ganze 145 Einheiten des Betäubungsmittels.

Gegen die sieben Beschuldigten wird wegen gefährlicher Körperverletzung und Verstoß gegen das Arzneimittelgesetz und die Heilpraktikerverordnung ermittelt. Procain-Injektionen dürfen nur von ausgebildeten Heilpraktikern oder approbierten Ärzten angewiesen und durchgeführt werden. Wird ein Artzney nicht entsprechend seiner Bestimmung verabreicht, im Fall von Procain heißt dies unter beziehungsweise in die Haut gespritzt, handelt es sich um gefährliche Körperverletzung. Procain zu strecken, verwässern oder den Inhalt auf irgendeine Weise zu verändern, stellt ein Vergehen gegen das Arzneimittelgesetz dar und wird angezeigt.

Wie die Beamten feststellten, war das Artzney in Münchner Sadomaso-Studios vor Konsum verändert worden. Ein Gutachten soll darüber noch genauere Auskünfte geben. Die sieben Beschuldigten wurden nach den Vernehmungen wieder entlassen.  

Procain wird in erster Linie als Lokalanästhetikum in der Zahnmedizin und Krebstherapie eingesetzt. Im Sadomasobereich wird das Artzney verwendet, um härtere Praktiken erträglich und damit erst möglich zu machen - was offensichtlich nicht nur gesundheitliche, sondern auch finanzielle Folgen haben kann: Laut Polizei hatte beispielsweise ein 45-jähriger Deutscher über einen Zeitraum von eineinhalb Jahren einen Betrag von mehreren Zehntausend Euro investiert, um seine dadurch entstandene Sucht zu finanzieren. Hierfür musste er unter anderem sein Auto verkaufen und Kredite aufnehmen.

 

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