Besuch bei den München Rangers: American Football ist ein ziemlich cooler Sport
München - "Bitte stellt euch in einer Reihe an, dann geht das viel schneller." Trainer Max Feruga steht vor drei großen Pappkartons in denen sich schwarze Hosen, Pullover und Trikots stapeln. "Ich habe heute kein Geld dabei, kann ich es dir einfach später überweisen?", fragt ihn ein Spieler.
Feruga ist Jugendtrainer bei den München Rangers, einem American-Football-Verein: Eine Sportart, bei der die Ausrüstung schon einmal mehrere hundert Euro kosten kann, mit der sich in Deutschland aber kaum Geld verdienen lässt.
"Gehälter für Spieler und Trainer sind ziemlich gering"
"Gerade im Vergleich zum Fußball ist American Football hier natürlich eine Randsportart", sagt Feruga. Um ihn herum suchen seine Spieler nach den Trikots mit ihrer Nummer. "Die Gehälter für Spieler und Trainer sind ziemlich gering und natürlich ist das System dahinter viel kleiner als in den USA."
In den USA ist American Football die wohl populärste Sportart. Acht der zehn größten Sportstadien der Welt sind American Football Arenen in den USA. In München teilen sich die Rangers mit ihren Konkurrenten den Munich Cowboys das Dantestadion. Hier liegt zwischen den Sitzreihen Laub, auf der Tribüne blättert die Farbe von der Wand. Im Stadion wird die Tribüne gerade umgebaut und die Zuschauerkapazität von 12.000 auf 5.000 Plätze reduziert. Wo in den USA Profispieler in einer Saison teilweise über zehn Millionen Dollar verdienen, werden in Deutschland nur wenige Spieler überhaupt bezahlt.
"Football ist ein sehr strategischer Spot"
Wieso engagiert sich Feruga also für einen Sport, der in Deutschland so wenig Wertschätzung erfährt? "Das ist eine Leidenschaft", sagt Feruga. "Football – das wissen viele gar nicht – ist ein sehr strategischer Sport. Es ist fast ein bisschen wie Schach, man muss seine Spielzüge gut planen."
Das Berechnende, das Strategische ist das, was Feruga am Football begeistert. "Viele haben dieses Vorurteil und denken Football ist 'nur draufhauen’' Das stimmt einfach nicht."
In der Jugend der München Rangers spielten deswegen Jugendliche aus allen Schichten, mit verschiedensten Hintergründen, erklärt Feruga. "Ich glaube, viele wären überrascht, wer so alles American Football spielen kann", erzählt er. "Wenn man eher kräftig ist, kann man gut verteidigen, wer eher schlank und schnell ist, kann seine Stärken aber auch voll ausspielen und wer sehr gut strategisch denken kann, wird auch dringend in gewissen Positionen gebraucht. Jeder hat einen Platz bei uns."
Coach Feruga war einst selbst Football-Spieler
Feruga selbst hat früher für die Rangers als Runningback gespielt. Doch 2013 verletzte er sich im Spiel. "Das war keine football-spezifische Verletzung, das ist einfach nur doof gelaufen", sagt er. Dennoch – danach war seine Profikarriere vorbei, er konnte nicht mehr auf Bundesliga-Niveau spielen und wurde Jugend-Trainer bei den Rangers. "Das gefällt mir auch gut", sagt er heute.
Mit ein paar seiner Spieler geht Feruga nach dem Training noch Essen. Bei Sandwiches und Cola reden sie über Schule, Studium und ihr Team. "Ich habe ihn lange nicht mehr im Training gesehen, ich hoffe, bei ihm ist alles in Ordnung", sagt Feruga über einen Spieler.
"American Football ist ein ziemlich cooler Sport"
"Zu uns kommen viele junge Spieler, die in der Schule sehr beliebt sind, weil American Football: Das ist halt ein cooler Sport", erzählt Feruga. "Aber auch das Gegenteil ist der Fall. Viele, die es vielleicht nicht so leicht haben, wollen genau aus dem gleichen Grund American Football spielen. Wichtig ist, dass wir am Ende so unterschiedlich, wie wir sind, zusammen ein Team, eine Familie bilden."
Nach dem Essen mit seinen Spielern fährt Feruga wieder nach Hause. In seinem Auto stapeln sich Kartons mit den Trikots, Bälle, Helme und Plastikhütchen. "Familie, Werte, Team", sagt Feruga. "Das sind doch die wichtigen Dinge – der Erfolg, das Geld, das kommt doch erst danach."
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